02. März 1832: Clara Wieck tritt als Zwölfjährige zum ersten Mal in Paris auf. Das Mädchen gleicht einer Porzellanpuppe. Ein weißes Kleid schmiegt sich um ihren zierlichen Körper. Die Schultern sind kaum bedeckt, die Arme verschwinden in ausladenden Keulenärmeln. Ein breiter Gürtel umschlingt die Wespentaille der Zwölfjährigen. Die Schleife auf dem Kopf hält das dunkle Haar zusammen. Verträumt blickt Clara den Betrachter an.
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Die Inszenierung ist perfekt. Vater Friedrich Wieck hat sich extra von einer französischen Schneiderin beraten lassen. Und sein Schwager hat Töchterchen Clara in ihrem bezaubernden Outfit porträtiert. Die Werbemaschinerie läuft also. Und doch interessiert sich in Paris niemand für das klavierspielende Mädchen. Wunderkinder gibt es hier genug. Auch auf die Unterstützung des in Paris ansässigen Friedrich Kalkbrenner hofft Wieck vergebens. Also nimmt er die Sache selbst in die Hand und schleust sich ein in die feine Pariser Gesellschaft – immer auf der Suche nach einer Auftrittsmöglichkeit für Clara.
"Mich solltest du in den Soireen mit gelben Handschuhen und weißem Halstuch, den Hut fortwährend in der Hand haltend, halb deutsch und halb französisch und halb verzweifelnd, von Abends 10 Uhr bis Nachts 2 Uhr herumschwenken sehen." Dies schreibt Wieck an seine Frau. Schließlich hat er Erfolg: Am 2. März 1832 tritt Clara im Palais der Prinzessin Vacdemonc auf – zwischen kostbaren Porzellanvasen, Blumen und ausgestopften Vögeln. Aber das Instrument! Wie erinnert sich ihr Vater? "Clara machte den Anfang auf einem alten englischen klapprigen Flügel, wo jede Taste ruckte u. zuckte. Doch Clara machte es möglich u. spielte so gut, daß selbst Kalkbrenner, welcher mit da war, sehr oft Bravo rief, u. die ganze große Gesellschaft großen Beifall schenkte."
Das Eis ist gebrochen. Jetzt soll Clara öffentlich in Paris auftreten. Doch dann breitet sich die Cholera aus, und die Konzertsäle bleiben leer. Enttäuscht reisen Vater und Tochter wieder ab. Erst 20 Jahre später wird Clara nach Paris zurückkehren – als gefeierte Pianistin Clara Schumann.
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Beatrice Rana plays Clara Wieck-Schumann: Piano Concerto in A minor, Op. 7: II. Romanze
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Sendung: "Allegro" am 02. März 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK