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Der Komponist Erich Wolfgang Korngold Mehr Korn als Gold?

Brünn (heute Brno in Tschechien), 29. Mai 1897. Der Komponist Erich Wolfgang Korngold kommt auf die Welt. Ein seltsam zweigeteiltes Leben wird er führen: hofiert, bewundert und mit mehreren Oscars ausgezeichnet. Verfolgt von den Nazis, wegen seiner jüdischen Herkunft. Und dann auch noch angefeindet von der Avantgarde, wegen seiner Soundtracks für Hollywood.

Der Komponist Erich Wolfgang Korngold. Foto um 1910 | Bildquelle: picture alliance / akg

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(Bild: Erich Wolfgang Korngold im Alter von 13 Jahren)

Aber der Reihe nach. Der kleine Korngold ist superbegabt. So sehr, dass der Hofoperndirektor Gustav Mahler dem noch nicht Zehnjährigen Alexander Zemlinsky als Lehrer vermittelt. An dieser Stelle kommt Erichs Vater ins Spiel, Julius Korngold. Der hat als Nachfolger des gefürchteten Eduard Hanslick die Musikkritik bei der Wiener "Neuen Freien Presse" übernommen und ist damit – heute schwer vorstellbar – eine ziemlich einflussreiche Persönlichkeit in einer der wichtigsten Musikmetropolen Europas geworden. Anfangs hält er nichts von seinem scheinbar ach so begabten Sohn, aber nachdem dieser tatsächlich in jungen Jahren schon eine steile Karriere startet, unterstützt er ihn, wo er kann. Aha, heißt es, klar, deswegen hat der Korngold einen solchen Erfolg. Der Vater sorgt ja mit seinen Seilschaften dafür.

Erfolg, Erfolg, Erfolg

Aber das stimmt nicht. Auch mit Vaters Hilfe hätte Erich keinen solchen Raketenstart hinlegen können. Mit 22 Jahren wird er Musikdirektor an der Hamburger Oper, dann bringt er seine Oper "Die tote Stadt" heraus. Sie wird in den folgenden Jahren von mehr als 80 Opernbühnen weltweit übernommen, es läuft für ihn, ein Erfolg reiht sich an den anderen. Bis 1938. Korngold ist 40 Jahre alt beim sogenannten "Anschluss" Österreichs, und als Jude muss er weg. Sofort. Flieht noch rechtzeitig in die USA.

Im Exil

Es gibt das Bonmot, wo zwei emigrierte Komponisten klagen: Ach, hier in Amerika sind wir Dackel, in der alten Heimat waren wir Bernhardiner. Aber Korngold ist kein Dackel. Auch im Exil ist er sofort ein Bernhardiner. Denn in Hollywood hat er bereits gute Kontakte, man kennt und liebt ihn, er darf gleich Filmmusiken schreiben, bekommt bald zwei Oscars.

Nach dem Krieg kommen die alten Neider zum Zug

Nach dem Krieg geht er zurück nach Europa, und da stößt er jetzt auf heftigen Gegenwind, keiner will mehr was von ihm wissen. Zu altmodisch. Man überschüttet ihn mit Häme und Kalauern: mehr Korn als Gold, solche Sachen. Die alten Neider kommen endlich zum Zug.
Und Korngold? Geht frustriert wieder zurück nach Hollywood.

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Korngold: Violin Concerto in D major, Op. 35 - Leonidas Kavakas /Alan Gilbert /NDR Elbphilharmonie | Bildquelle: Violin Rep (via YouTube)

Korngold: Violin Concerto in D major, Op. 35 - Leonidas Kavakas /Alan Gilbert /NDR Elbphilharmonie

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Sendung: "Allegro" am 29. Mai 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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