BR-KLASSIK

Inhalt

17. Mai 1866 – Erik Satie wird geboren "Jeder wird sagen, ich sei kein Musiker"

Erik Satie war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der französischen Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert. Heute gilt er unter anderem als Vorreiter der Minimal Music. In eine bestimmte ästhetische Schublade lässt er sich allerdings nicht stecken. Und überhaupt hatte Satie eine ganz eigene Meinung zu sich selbst.

Bildquelle: wikimedia commons

Erik Saties Wurzeln liegen in der Normandie. Geboren wurde er am 17. Mai 1866 in Honfleur, in der Region Calvados. Saties künstlerische Wirkungsstätte aber ist Paris. Er komponiert in den Cafés der Seine-Metropole, in die er jeden Morgen aus der acht Kilometer entfernten Arbeitervorstadt Arcueil zu Fuß kommt.

Markenzeichen: Samtanzug und Melone

Erik Satie sei stets langsam und mit kleinen Schritten gelaufen, schildert ihn ein Beobachter. Unter dem Arm habe Satie immer einen Regenschirm getragen. Seine Körperhaltung bezeichnet der Beobachter als markant: "Wenn er stehen blieb, um sich mit jemandem zu unterhalten, beugte er ein Knie leicht, rückte seinen Kneifer zurecht und stemmte eine Faust in die Hüfte." Zu erkennen ist Satie an seinem kastanienbraunen Samtanzug samt Melone. Zwölf identische Outfits hat er davon im Schrank, die Resultat einer kleinen Erbschaft sind. Das übrige Geld lässt der Gourmet und Weinliebhaber in den Pariser Restaurants, wo er sich vom Komponieren im Café erholt, bei gutem und gerne auch reichlichem Essen. Ein Omelett aus 30 Eiern ist der Rekord.

Eigener Musikstil mit schrägen Werktiteln

Was er schreibt, zumeist Klavierminiaturen, soll unterhalten und darf auch nebenbei erklingen. "Musique d'ameublement" nennt er seine Stücke, die – wie Stühle, Tische und Chaiselongues – einfach da sein sollen. Ausbilden lässt er sich trotzdem professionell. Er studiert mit 40 Jahren bei Vincent d'Indy und Albert Roussel, um dann doch Individualist zu bleiben: Vorreiter der Minimal Music, mit Hang zu impressionistischen Tönen, und einem unverkennbaren Faible für Surreales. Die Titel seiner Werke sind schräg: "Bürokratische Sonate", "Stücke in Form einer Birne", "Schlaffes Präludium für einen Hund". Saties Vortragsbezeichnungen sind skurril und manchmal länger als die Werke: "Wie eine Nachtigall mit Zahnschmerzen", "Öffnen Sie den Kopf", "Vergraben Sie den Ton in Ihrer Magengrube"...

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Erik Satie - Gymnopédies | Bildquelle: RX rx (via YouTube)

Erik Satie - Gymnopédies

Erik Satie passt in keine Schublade

Der Komponist Claude Debussy schließt mit ihm Freundschaft; vor allem aber sind es die avantgardistischen bildenden Künstler, deren inspirierende Gesellschaft Erik Satie sucht: Picasso, Braque, Cocteau. Als Satie 1925 an den Folgen seines jahrelangen Alkoholmissbrauchs stirbt, ist er eine anerkannte, wenn auch in keine ästhetische Schublade passende Größe im französischen Musikleben. Er selbst hatte auch dazu eine ganz eigene Meinung:

Jeder wird Ihnen sagen, ich sei kein Musiker. Das stimmt.
Erik Satie

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 17. Mai 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player