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Ahmad Jamal Der Pianist mit dem Gefühl für Luft

Pittsburgh, Pennsylvania, 2. Juli 1930: Ahmad Jamal wird geboren. Der Pianist war schon als Teenager Profimusiker – und blieb dabei, bis er 92 war. Mit einer Aufnahme von 1958 landete er einen Bestseller: Die luftige Interpretation des Evergreens "Poinciana" blieb Ahmad Jamals Signet. Einer seiner größten Bewunderer war Trompeter Miles Davis.

Jazz pianist Ahmad Jamal performs at the Louisiana Jazz and Heritage Festival in New Orleans, Saturday, April 30, 2011. (AP Photo/Gerald Herbert) | Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Gerald Herbert

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Enormer Groove und klare, prägnante Rhythmen waren Markenzeichen von ihm. Und nicht zuletzt: trocken-markante Akzente. So spielte der US-amerikanische Jazzpianist Ahmad Jamal. Ein Meister der Konturen. Und ein Meister der Dosierung. Miles Davis, der Wortführer des modernen Jazz, sagte über ihn: "Hör mal zu, wie Ahmad Jamal mit Luft und Raum umgeht. In dieser Musik herrscht keine Enge." Davis nannte den Pianisten einmal sogar seine größte Inspiration.

PROFI SCHON ALS SCHÜLER: HAUSAUFGABEN IN DEN KONZERTPAUSEN

Ahmad Jamal hieß eigentlich Frederick Russell Jones, bis er in noch jungen Jahren zum Islam übertrat. Er war Sohn eines Stahlarbeiters, ein Onkel weckte bei ihm die Lust aufs Klavierspielen. Mit drei bekam er Unterricht, mit 14 (er selbst sagte später sogar: "eigentlich mit 10") trat er bereits professionell auf. Da war er noch Schüler und erledigte seine Hausaufgaben in den Konzertpausen.

108 WOCHEN IN DEN TOP TEN

Schon mit 21 machte er hervorragende Trio-Aufnahmen mit der Besetzung Klavier, Gitarre und Bass ("Ahmad Jamal’s Three Strings" mit Ray Crawford und Eddie Calhoun). Einige Jahre später folgte ein Hit. "Poinciana", eine Aufnahme von 1958 aus dem Pershing Hotel in Chicago. Die Langspielplatte mit dem Live-Mitschnitt "Live At The Pershing: But Not For Me" (Argo Records) und dieser Version des Evergreens "Poinciana" hielt sich 108 Wochen in der Liste der Top Ten.

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Poinciana (Live At The Pershing Lounge, Chicago/1958) | Bildquelle: Ahmad Jamal - Topic (via YouTube)

Poinciana (Live At The Pershing Lounge, Chicago/1958)

"FERTIG IST MAN, WENN MAN IM GRAB LIEGT"

Jamal formte ganz jung einen Stil, der bis ins hohe Alter wiedererkennbar war, den er aber immer weiterentwickelte. Sein Klavier hatte Kanten und zugleich etwas Orchestrales – und stets die Luftigkeit, von der einst Miles Davis gesprochen hatte. Noch spät suchte Jamal nach neuen Einflüssen, arbeitete mit 85 noch mit dem französischen Slampoeten Abd Al Malik zusammen. Er begründete seine stete Neugier mit dem Satz: "Fertig ist man, wenn man im Grab liegt." So in einem Interview für die "Die Welt" im Jahr 2012. Darin heißt es weiter: "Ein Mann, der glaubt, er sei angekommen, hört auf anzukommen. Ich versuche immer noch, was zu dazuzulernen. Man hat nie ausgelernt. Besonders in der Musik."

MEISTER DER MUSIKALISCHEN NICHT-ENGE

Ahmad Jamal starb 2023 im Alter von 92 Jahren. Er hinterließ Töne, die Vollendung und Offenheit zugleich ausstrahlen. Ein Meister der musikalischen Nicht-Enge. Seine Musik: ein Groove für die Zukunft.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 2. Juli 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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