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Voltaire bejubelt den Tod von Pancrace Royer Streit um die Oper "Pandore"

Prangins in der Schweiz, 23. Januar 1755. Pancrace Royer, Leiter der Pariser Oper, ist gerade gestorben. Und der Philosoph Voltaire lässt in Briefen seiner Schadenfreude freien Lauf. Grund: ein gescheitertes Opernprojekt der beiden.

Bildquelle: Wikimedia Commons

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Darf man sich über den Tod eines Menschen freuen? Der Philosoph Voltaire hat da keine Hemmungen: "Das einzige, wofür ich Gott danke, ist der Tod von Pancrace Royer", schreibt er in einem Brief. "Möge Gott seine Seele und seine Musik bei sich behalten!"

Eine Oper über die Büchse der Pandora

Woher aber kommt Voltaires abgrundtiefer Hass auf den gerade verstorbenen Komponisten und Leiter der Pariser Oper? Zehn Jahre zuvor waren Voltaire und Royer noch ziemlich beste Freunde. Gemeinsam arbeiteten sie an einer Oper, die bei der Hochzeit des Kronprinzen aufgeführt werden sollte. Voltaire lag viel an diesem Projekt, der Stoff trieb ihn schon lange um: eine philosophische Oper sollte es werden über die Büchse der Pandora und die Frage: Warum gibt es so viel Unheil in der Welt?

Doch das Pandora-Projekt gerät in Vergessenheit

Voltaire | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der Philosoph Voltaire | Bildquelle: picture-alliance/dpa Pancrace Royer, vielbeschäftigter Tausendsassa, wird allerdings nicht rechtzeitig fertig mit der Komposition. Zur Hochzeit des Dauphins 1745 erklingt ein anderes Stück. Das Pandora-Projekt gerät in Vergessenheit. Bis Royer ein paar Jahre später das Libretto wieder einfällt. Und da begeht er einen Fauxpas: ohne Voltaire um Erlaubnis zu fragen, lässt er den Text von einem drittrangigen Autor, einem gewissen Monsieur de Sireuil, nochmal umarbeiten. Voltaire spuckt Gift und Galle: "Royer hat diesen Sireuil, diesen Garderobenständer des Königs, für das schlimmste Verbrechen der Welt engagiert: nämlich schlechte Verse zu schreiben!"

Voltaire lässt seiner Schadenfreude freien Lauf

Doch Voltaires Zorn kann nicht verhindern, dass an der Pariser Oper die Proben für "Pandora" starten. Da stirbt Pancrace Royer plötzlich und unerwartet. Und Voltaire lässt seiner Schadenfreude freien Lauf: "Dieser Verräter hatte mich seinen Sechzehntelnoten geopfert. Aber Gott ist gerecht, er hat Royer zu sich zurückgeholt. Seine Oper soll man gleich mit ihm begraben!"

Heute ist die "Pandora" verschollen

Es scheint, als habe das Schicksal Voltaires unfrommen Wunsch erhört: Eine Aufführung der Oper "Pandore" kommt nie zustande. Und Royers Partitur gilt bis heute als verschollen.

Musik von Pancrace Royer

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Royer: La marche des Scythes | Jean Rondeau

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Sendung: "Allegro" am 23. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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