Berlin 26. November 1937. Robert Schumanns Violinkonzert in d-Moll wird uraufgeführt, 84 Jahre nach seiner Komposition. Mitten in Nazi-Deutschland, im Rahmen einer Nazi-Veranstaltung. Diese Uraufführung rückte das Werk in den Schatten.
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Mit Schumanns Violinkonzert hat es eine besondere Bewandtnis. Der Komponist schreibt es 1853 innerhalb kürzester Zeit auf Bitten des befreundeten Geigers Joseph Joachim. Ein Jahr später wird er in die Nervenheilanstalt Bonn-Endenich eingeliefert, die er nie mehr verlassen wird. Ein Werk, entstanden also im Kontext einer schweren psychischen Erkrankung? Der geistige Verfall Robert Schumanns, dokumentiert in Tönen? Lange wird es so gesehen.
Zunächst gilt Schumanns Violinkonzert als unspielbar schwer. Zusätzlich stellt sich die Frage nach etwaigen Mängeln im Verhältnis zwischen technischem Anspruch und tatsächlicher musikalischer Substanz. Robert Schumanns Frau Clara hält das Konzert schließlich unter Verschluss. Es gelangt in den Besitz der Familie Joachim und soll erst 100 Jahre nach Schumanns Tod, also nicht vor 1956 veröffentlicht werden.
Dann sind da aber zwei Nichten des Geigers, inzwischen befinden wir uns um das Jahr 1936, die mittels Geisteranrufung angeblich Kontakt zur anderen Seite herstellen und von Schumann selbst und Joseph Joachim den Auftrag erhalten haben wollen, das Werk zur Uraufführung zu bringen. Und so geschieht es. Der Geiger Georg Kulenkampff spielt es zusammen mit den Berliner Philharmonikern, als Rahmenprogramm einer Nazi-Veranstaltung.
Das Konzert selbst ist da schon lange nicht mehr das, was Schumann komponiert hat. Seit seinem Tod hat es zahlreiche Überarbeitungen gegeben und auch bei der Uraufführung spielt Kulenkampff eine Fassung, an der sowohl er selbst als auch Paul Hindemith gearbeitet haben. Dennoch wird das Werk kontrovers gesehen. Was ihm aber vermutlich insgesamt am meisten schadet, ist seine Uraufführung in Zusammenhang mit der NS-Propaganda.
Seither haben sich viele Solisten für dieses Konzert eingesetzt. Natürlich gibt es Stimmen, die es für das Werk eines geschwächten Geistes halten. Andere sehen darin hingegen zum Teil sogar fortschrittliche Gedanken. Was es aber offenbar nie sein durfte, ist das, was es ist: eine Komposition, die Robert Schumann gegen Ende seines Lebens geschrieben hat, so wie er sie für richtig hielt.
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Schumann: Violin Concerto | Isabelle Faust and the Freiburger Barockorchester
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Sendung: "Allegro" am 26. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK