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Rostropowitsch nimmt Solschenizyn bei sich auf Zeichen der Menschlichkeit

Zhukowka bei Moskau, 31. Oktober 1970. Der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn zieht in die Datscha des Cellisten Mstislaw Rostropowitsch ein. Dies war der Beginn eines langen Dramas – mit Happy End.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Sie lernten sich kennen, als Mstislaw Rostropowitsch ein Konzert in Rjazan gab. In dieser Kleinstadt südlich von Moskau lebte Solschenizyn nach seiner Rückkehr aus einem stalinistischen Arbeitslager. Mit der Veröffentlichung seiner Novelle "Ein Tag aus dem Leben des Iwan Dennisowitsch" war Solschenizyn berühmt geworden. Diese Erzählung über das Leben im GULAG war zur Zeit von Chruschtschows politischem Tauwetter eine Sensation. Auch für Rostropowitsch war das Werk eine Offenbarung, er wollte den Autor kennenlernen. Zu dieser Zeit war Solschenizyn bereits in Ungnade gefallen. Unter Leonid Breschnew wurde die Entstalinisierung gestoppt. Solschenizyns Werke wurden verboten, er wurde aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Solschenizyn schickte heimlich seine Werke ins Ausland. Als er 1970 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, begann in der Sowjetunion eine regelrechte Hetzjagd gegen ihn.

Wir hatten nichts anderes getan, als einem Menschen Obdach zu gewähren, der ein hartes Los zu tragen hatte.
Galina Wischnewskaja

Solschenizyns unwürdige Wohnbedingungen

Galina Wischnewskaja | Bildquelle: Alexander Gaiduk Galina Wischnewskaja | Bildquelle: Alexander Gaiduk Das erinnerte Rostropowitsch an die Verfolgungen von Prokofjew und Schostakowitsch im Jahr 1948. Als der Cellist sich die unwürdigen Wohnbedingungen des Schriftstellers angesehen hatte – in Rjazan lebte dieser in einer feuchten Baracke –, bot er Solschenizyn umgehend an, auf seiner komfortablen Datscha zu wohnen. Die Sopranistin Galina Wischnewskaja, Frau von Mstislaw Rostropowitsch, erinnerte sich: "Als wir ihn bei uns aufnahmen, wollten wir weder Solschenizyns 'Freiheitskampf' unterstützen noch zur Rettung Russlands beitragen. Nein, wir hatten nichts anderes getan, als einem Menschen Obdach zu gewähren, der ein hartes Los zu tragen hatte. Nur darfst du eben in diesem Land nicht einfach ein Mensch sein, der die Welt mit eigenen Augen betrachtet."

Ein Affront gegen die Machthabenden

Die Aufnahme von Alexander Solschenizyn war bereits ein Affront gegen die Machthabenden, doch Rostropowitsch ging noch weiter. Er setzte sich in einem öffentlichen Brief an die Zeitschrift "Prawda" für den verfolgten Schriftsteller ein: "Ich bin mit vielen von Solschenizyns Werken vertraut. Ich schätze sie und ich denke, dass er durch Leid das Recht erworben hat, die Wahrheit, wie er sie sieht, niederzuschreiben. Ich sehe auch nicht den geringsten Grund, meine Einstellung zu ihm zu verbergen, wenn eine Kampagne gegen ihn betrieben wird".

Die Rache des Systems

Der Vergeltungsschlag ließ nicht lange auf sich warten. Sehr bald durfte Rostropowitsch statt im Ausland nur noch in der tiefsten russischen Provinz auftreten. Wischnewskajas Name wurde kaum in Musikkritiken erwähnt. 1974 verließen Rostropowitsch und Wischnewskaja deswegen die Sowjetunion. Alexander Solschenizyn war kurz vorher aus dem Land ausgewiesen worden. Sie alle verloren die sowjetische Staatsbürgerschaft. Erst 1990, nach der Perestrojka in Russland, wurde sie rehabilitiert. Am Ende seines Lebens sagte Mstislaw Rostropowitsch: "Das Beste, was ich in meinem Leben geschafft habe, ist vielleicht nicht die Musik. Sondern mein Brief an die Zeitschrift 'Prawda' zur Verteidigung Solschenizyns".

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Sendung: "Allegro" am 31. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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