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Neoklassik-Musiker Federico Albanese Tapetenwechsel ändert Musik

Der italienische Komponist und Pianist Federico Albanese hat sich mit seinem neuen Album "Blackbirds and the Sun of October" musikalisch und geografisch neu erfunden. Nach Jahren in Berlin zog es ihn zurück nach Italien, genauer gesagt nach Monferrato in Piemont. Dort fand er nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine völlig neue musikalische Freiheit.

Federico Albanese | Bildquelle: Linda Saal

Bildquelle: Linda Saal

Zurück in Italien genießt Federico Albanese die Stille und Weite der Landschaft. Sie ermöglichen es ihm, neue kreative Wege zu erkunden und seine Musik aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Berlin vs. Monferrato: Ein Leben zwischen zwei Welten

Jahrelang war Berlin das kreative Zentrum von Federico Albanese. Dort produzierte er seine Musik, war umgeben von einer pulsierenden Szene und baute sich ein internationales Netzwerk auf. Doch der Wunsch nach einem ruhigeren Leben wuchs, besonders nach der Pandemie.

Ich habe jahrelang versucht, durch meine Musik zu entkommen. Jetzt bin ich zum ersten Mal voll und ganz im Hier und Jetzt.
Federico Albanese

Weg von der Anonymität der Großstadt

Ein Schlüsselmoment war der Fund einer besonderen Schule für seine Kinder: eine Steiner-Schule mitten im Wald. Sie war der ausschlaggebende Grund, warum sich die Familie entschied, in das beschauliche Monferrato zu ziehen. Dort fanden sie nicht nur eine alternative Bildungsform, sondern auch eine eng verbundene Gemeinschaft, die sich stark von der Anonymität der Großstadt unterscheidet.

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Berlin bleibt wichtige Station

Dennoch bleibt Berlin ein wichtiger Teil seines Lebens. Seine Arbeit, sein Label, sein Management, all das ist noch in der deutschen Hauptstadt. Deshalb pendelt Albanese zwischen beiden Welten und genießt die Vorzüge beider Orte: die kreative Energie der Metropole und die entschleunigte Atmosphäre der italienischen Landschaft.

Federico Albanese interpretiert Neoklassik neu

Der Neuanfang hat auch seinen Sound beeinflusst: weniger urban, mehr Natur, weniger Flucht, mehr Ankommen. Es ist eine spürbare Veränderung, die sich durch das gesamte Album zieht. Die Stille und Weite der Landschaft ermöglichen es ihm, neue kreative Wege zu erkunden und seine Musik aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dabei bleibt er seiner Stilrichtung, der Neoklassik, treu, interpretiert sie jedoch auf eine unkonventionelle Weise.

Die Inspiration der Langsamkeit für das neue Album

Das Landleben brachte nicht nur einen neuen Rhythmus in den Alltag von Albanese, sondern änderte auch seine Kompositionsweise: "Berlin zwingt dich, immer am Puls der Zeit zu sein. Hier in Monferrato bleibt alles, wie es ist. Das gibt eine unglaubliche Freiheit", sagt er im Gespräch mit BR-KLASSIK. Diese Freiheit zeigt sich auf seinem neuen Album "Blackbirds and the Sun of October".

Der erste Song entstand völlig spontan, nur mit den wenigen Instrumenten, die er aus Berlin mitgebracht hatte: ein Klavier, eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug. Die bewusste Reduktion auf wenige, klassische Instrumente führte dazu, dass das Album eine sehr organische und warme Klangästhetik bekam.

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Federico Albanese - Blackbirds and the Sun of October

Liebe zum improvisierten Klang

Federico Albaneses Musik bewegt sich zwischen Neoklassik, Minimal Music und Ambient, doch auf diesem Album zeigt sich besonders seine Liebe zur improvisierten, spontanen Klanggestaltung. Ein früherer Federico Albanese hätte diesen Song vielleicht als Experiment betrachtet, ihn verworfen oder in der Schublade gelassen. Heute ist er der Titeltrack seines Albums. Die Entwicklung zeigt, wie sehr sich seine Einstellung zur Musik verändert hat.

Neoklassik trifft auf Mythen und Legenden

Auch die Umgebung selbst hat Spuren in seiner Musik hinterlassen. Monferrato ist voller Geschichten und Legenden, die Albanese inspiriert haben. Ein Beispiel ist die Sage um den Ritter Aleramo, dessen kühne Flucht und Liebe zur Tochter eines Kaisers schließlich zur Namensgebung der Region führte.

Diese mystische Atmosphäre zieht sich durch viele Titel des Albums, etwa "Song for the Village" oder "The Prince and the Emperor". Es ist ein Album, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet, genau wie sein Komponist. Albanese erschafft mit seiner Musik nicht nur Klangwelten, sondern auch emotionale Landschaften, in denen sich Hörer verlieren können.

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Federico Albanese - The Prince and the Emperor

"Ich bin kein Pianist" – Oder doch?

Federico Albanese | Bildquelle: Beniamino Barrese Komponist Federico Albanese | Bildquelle: Beniamino Barrese Obwohl das Klavier ein zentraler Bestandteil seiner Musik ist, bezeichnete sich Federico Albanese im Interview von 2018 nicht als Pianist. Das hat sich bis heute nicht geändert: "Ein Pianist ist für mich jemand, der Chopin oder Rachmaninoff spielt. Ich bin ein Komponist, der das Klavier als Werkzeug nutzt", sagte er BR-KLASSIK im Gespräch.
Sein Ansatz ist vielmehr atmosphärisch und minimalistisch, mit starken Einflüssen aus Filmmusik, Jazz und Ambient-Soundscapes. Damit reiht er sich in die Riege moderner Neoklassik-Komponisten wie Nils Frahm, Max Richter und Ólafur Arnalds ein, ohne sich dabei stilistisch einzuengen oder zu kopieren.

Analoge Leidenschaft: Warum Albanese auf Tonbandgeräte schwört

Ein weiteres Markenzeichen von Albanese ist seine Vorliebe für analoge Aufnahmetechniken. Wer genau hinhört, kann auf seinem Album die warme, organische Klangqualität alter Tonbandgeräte heraushören. "Es gibt nichts, was mit dem Sound von analogem Tape vergleichbar wäre", ist sich Albanese sicher. Seine Musik klingt dadurch oft so, als wäre sie aus einer anderen Zeit und ist dabei gleichzeitig zeitlos modern.

Federico Albanese im Konzert bei BR-KLASSIK

Video - Konzertmitschnitt

Ein Album wie ein neuer Anfang

Mit "Blackbirds and the Sun of October" hat Federico Albanese sein bisher persönlichstes Album geschaffen. Es ist der Soundtrack eines Neuanfangs, eines Künstlers, der angekommen ist. Und es zeigt, dass Neoklassik nicht statisch ist und Musik am ehrlichsten, wenn sie direkt aus dem Leben kommt.

Sendung: "Sweet Spot" am 6. März 2025 ab 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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