Jacques Offenbach
Der Orpheus vom Rhein
Im Alter von nur vierzehn Jahren verlässt Jacques Offenbach seine Heimatstadt Köln in Richtung Paris. Mit dabei: sein Bruder Julius und Vater Isaac, der seine Söhne auf der Reise begleitet. Er ist Kantor der Kölner Synagoge, außerdem ein vielseitiger Musiker - und er ist Familienmensch. Entsprechend fördert er jedes seiner zehn Kinder musikalisch.
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Bei den Offenbachs steht Hausmusik hoch im Kurs. Das Repertoire hat Isaac in einem "Musikalbum für den häuslichen Gebrauch" eigens dokumentiert. Am begabtesten zeigt sich schon früh Jakob, der siebtgeborene und spätere Jacques. Ihm bringt der Vater das Geigenspielen bei, doch ist er bass erstaunt, als er eines Tages nach Hause kommt und im oberen Stock Cello spielen hört: "Wer spielt denn da oben Bass?" - Es ist das "Köberchen", wie alle den klein gewachsenen und zierlichen Jakob nennen. Das Cellospielen hatte er sich einfach selbst beigebracht - aus Liebe zum speziellen Klang dieses Instruments, die auch in seinen späteren Werken immer wieder durchklingen wird.
Schon bald erhält Jakob Unterricht bei Kölns bestem Cellisten, dem gerade einmal 22-jährigen Bernhard Josef Breuer; er spielt in der Domkapelle und im Theater. Ihm widmet Offenbach auch seine erste veröffentlichte Komposition: ein Divertimento über Schweizerlieder für das Violoncello. Es erscheint kurz vor seiner Abreise nach Paris und ist der Dank an seinen Lehrer, der ihm zu diesem Zeitpunkt freilich schon nichts mehr beibringen kann. Deshalb entschließt sich Vater Isaac im November 1833 auch mit Jakob und seinem vier Jahre älteren Bruder Julius nach Paris zu reisen. Schließlich gilt das dortige Konservatorium als das beste Europas. Der Mutter bricht das schier das Herz, wie Schwester Julia schildert: "Der Tag der Abreise kam, ich werde denselben nie vergessen - ich war damals neun. Es war ein wahrer Trauertag für uns alle, aber ganz besonders für meine arme Mutter, die nach der Abreise ihrer Lieben so vom Schmerze hingerissen war, dass sie nicht wusste, was sie tat, und ihren Arm auf die heiße Ofenplatte, legte, sich die Hände vor die Augen hielt und weinte. Ich schrie: 'Mutter du verbrennst dich ja!' Da erst kam sie wieder zu sich und nahm den Arm herunter."