BR-KLASSIK

Inhalt

Jacques Offenbach

Der Orpheus vom Rhein

Das Leben des Jacques Offenbach (10) Der Gichtgeplagte

"Eingehüllt in den Duft von Reispuder und Kölnisch Wasser. Nervös, fiebrig gar, bleich und schwitzend, mit üblen Schweißperlen auf seiner Stirn. Besorgt lächelnd, konnte er keinen Luftzug in den Kulissen mehr ertragen und, eingewickelt in einen Pelz zu einem Zeitpunkt, wo die Champs-Elysées schon voller weißer Sommerkleider waren, war ihn sogar das schnelle Vorbeirauschen eines Rockbausches zu viel."

Jacques Offenbach im Casino | Bildquelle: BR/Alex Naumann

Bildquelle: BR/Alex Naumann

So schildert der Karikaturist Ferdinand Blanc den Komponisten, kurz nachdem Jacques Offenbach im Mai 1873 die Direktion des Théâtre de la Gaîté übernommen hat. Spätestens seitdem quält ihn die Gicht so sehr, dass er sich oft kaum bewegen kann. Dass ausgerechnet er, der für seine spindeldürre Figur berühmt war, an dieser meist mit Übergewicht verbundenen Krankheit leidet, scheint ihn anfangs noch zu amüsieren. Er nimmt sie als Witz und auf die leichte Schulter. Seine vielen Kuraufenthalte in Bad Ems gelten deshalb keineswegs der Kur seiner Krankheit, sondern der Pflege seiner Laster, deren größtes bekanntlich die Arbeit war. Auch in Ems komponiert er unermüdlich, allerdings kommen dort, wie Offenbach offen zugibt, noch andere Laster dazu: "Le cigare, le jeu et les femmes." Frauen und Zigarren gab es auch in Paris, das Glücksspiel allerdings nicht. Das war im französischen Kaiserreich verboten. Und so widmet er seine Kuraufenthalte vor allem dem Spiel, die heilenden Quellen hingegen dienen ihm eher als Alibi.

Letzte Fahrt nach Wien

Der ersten medizinischen Kur seines Lebens unterzieht er sich erst ein Jahr vor seinem Tod in Wildbad im Schwarzwald. Bereits schwer von der Gicht gezeichnet, kann er sein Zimmer nur noch im Rollstuhl verlassen. Kurz zuvor ist er ein letztes Mal in Wien gewesen, wo ihn der Kritiker Eduard Hanslick trifft und so entsetzt ist, dass er ihn mit "einer zerbröckelnden Ruine" vergleicht: "Mit Bestürzung bemerkten die Freunde den hippokratischen Zug in dem todmüden Gesichte des sonst so heiteren Mannes und ahnten Abschied nehmend, es sei diesmal für immer. Diese letzte Fahrt des kranken Offenbach nach seinem zärtlich geliebten Wien war einer der zahlreichen Beweise seiner erstaunlichen, alle körperlichen Leiden bezwingenden WilIensstärke und Arbeitslust."

Jacques Offenbachs Leben

Mehr Jacques Offenbach

    AV-Player