Mit der "Götterdämmerung" endet Wagners Weltendrama "Der Ring des Nibelungen". Wie hat Regisseur Valentin Schwarz diesen Höhepunkt der Tetralogie in Bayreuth umgesetzt? Schauen Sie es sich an! Hier gibt es den Video-Livestream von der Premiere.
Bildquelle: © Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
Zwölf Ringe gab es bislang in Bayreuth. Valentin Schwarz ist der dreizehnte "Ring"-Regisseur in der Geschichte der Bayreuther Festspiele - und neben Patrice Chéreau auch der jüngste. Er konzipierte seinen "Ring", der ursprünglich bereits 2020 Premiere feiern sollte, als Netflix-Serie. Mit der Aufführung der "Götterdämmerung" endete am Freitagabend der Premierenreigen auf dem Grünen Hügel. Die musikalische Leitung hatte wieder Cornelius Meister. Und BR-KLASSIK war live dabei.
Für Regisseur Valentin Schwarz bietet Wagners Tetralogie auch für unsere heutige Welt ein deutungswürdiges Abbild der Gesellschaft. Mythos und Realität schließen sich für ihn nicht aus. Der gebürtige Österreicher, Jahrgang 1989, interessiert sich besonders für die biographischen Wege der Charaktere. Jede Figur hat eine Vorgeschichte und handelt in Beziehung und Verwerfungen zu anderen Mitspielern. Ein verwobenes Netz entsteht, das im "Ring" schließlich zum katastrophalen Ende führt. "Figuren wie Wotan und Brünnhilde machen eine Entwicklung durch über mehrere Abende, wie wir es eigentlich nur aus Serien kennen", sagt Valentin Schwarz im Video-Interview mit BR-KLASSIK.
Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2022
Valentin Schwarz führt über die Probebühne zum "Ring"
Sehen Sie hier den BR-KLASSIK-Crashkurs zur Oper.
Es gab zahlreiche Umbesetzungen für diesen "Ring". Allein die Rolle des Wotan wurde fünf Mal neu vergeben. Als Dirigent war Pietari Inkinen vorgesehen. Nachdem der während der Probenzeit an Corona erkrankte, dirigiert Cornelius Meister den kompletten "Ring"-Zyklus bei den Bayreuther Festspielen. Krankheitsbedingt fiel kurzfristig auch Stephen Gould aus. Die Partie des Siegfried bei der Premiere übernahm Clay Hilley. Michael Kupfer-Radecky, der bereits im dritten Akt der "Walküre"-Premiere als Wotan eingesprungen ist, sang in der "Götterdämmerung" die Rolle des Gunther. Òlafur Sigurdarson sang den Alberich, Albert Dohmen den Hagen, Elisabeth Teige die Gutrune und Christa Mayer die Waltraute.
Iréne Theorin als Brünnhilde in der "Walküre". Sie übernimmt die Rolle auch in der "Götterdämmerung". | Bildquelle: © Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath Die kräftezehrende Brünnhilde-Partie in der "Götterdämmerung" sang Iréne Theorin. Sie braucht am Ende der Oper nochmal ganz besonders viel stimmliches Durchhaltevermögen. Wie sie im BR-KLASSIK-Interview verriet, ist die Figur der Brünnhilde für sie "extrem direkt, ungeheuer intelligent und komplex in ihrer Art". Das komme in der Inszenierung von Valentin Schwarz sehr zur Geltung. Ein ausführliches Interview mit Iréne Theorin sendete BR-KLASSIK in der ersten Pause der Radioübertragung der "Götterdämmerung". Für Schwarz ist die "Götterdämmerung" auch die "große Tragödie einer Frau", wie er im Video-Interview mit BR-KLASSIK erklärt: "Wagner hat es geschafft, ihr aus diesem Schicksal trotzdem die allerschönsten Momente zu liefern. Er verleiht dieser Frau eine unheimliche Größe. Und dass sie trotz all ihrer Traumata wächst, ist sehr modern."
Lesen Sie hier die BR-KLASSIK-Kritiken zu den einzelnen "Ring"-Teilen: "Das Rheingold", "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung". Eine erste Kritikerrunde zur "Götterdämmerung" fand auch schon während der Premiere statt. Nach dem zweiten Aufzug diskutierten in der Radioübertragung Christine Lemke-Matwey (ZEIT), Jan Brachmann (FAZ) und Bernhard Neuhoff (BR-KLASSIK) miteinander.
Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2022
Okka von der Damerau - Rundgang durch die Villa Wahnfried
Okka von der Damerau kehrte, in diesem Jahr als Erda in "Siegfried" und erste Norn in der "Götterdämmerung" auf den Grünen Hügel zurück. Sie gilt als eine der vielversprechendsten Wagner-Stimmen weltweit. Doch dieser Weg war alles andere als vorgezeichnet. Während des Studiums in Freiburg hat Okka von der Damerau viel Barockmusik gesungen – bis sie Richard Wagner für sich entdeckte: "Es war Liebe auf den ersten Blick." Trotzdem ist sie heute dankbar, dass sie so viel Barockmusik gesungen hat. Es hilft ihr bei Wagner: "Ich bin froh, dass ich die Stimme so flexibel bewegen kann", sagt Okka von der Damerau im BR-KLASSIK-Interview.
Kommentare (6)
Montag, 08.August, 21:27 Uhr
Shaw, Jorge
Retransmission Götterdämmerung Friday 5th August,
I write, again, in despair. I listened to your retransmission which began, after a brief speech regarding Siegfried at (YOUR times) 20o:15 hours.
Can you please explain what happened to that 1st. long act: it should be about 2:30 hs.
At 00:30 I switched off because after 4 hours 30 minutes the act had not ended.
I had the feeling the recording tape went into a loop and nobody noticed -- probably all asleep or gone home or gone for a beer, very hot summer.
Most frustrating. The rest of the operas strung until November?
How sad.
Sincerely yours, Jorge Shaw
Samstag, 06.August, 19:35 Uhr
erika rellnak
video livestream
warum ist die götterdämmerung aus "rechtlichen " gründen in österreich nicht verfügbar? die live-übertragung konnte ich sehen, dann riss der stream leider kurz vorm ende ab!
Samstag, 06.August, 09:22 Uhr
Kerstin Mertinitz
Warum Buh
Wenn man, wie wir, die Musik von Wagner liebt, gibt es einen Traum: einmal in Bayreuth den Ring. Nirgendwo sonst umfließt ein diese geniale Musik so sehr, nimmt so gefangen. Also investiert man in diesen Traum: 400€ die Karte mal 4 mal 2 - da sind schon mal 3.200€ weg. Schlafen muss man auch irgendwo und selbst die Besenkammer kostet locker 250€ die Nacht - mal 6 - ups, nochmal 1.500€. Gegessenen getrunken hat man auch noch nichts. Man ist also locker bei 5.500€ für dieses Erlebnis. Und dann, dann kommt ein Regisseur, der sich selbst inszeniert - er verdreht, ergänzt, erzählt eine ganz andere Geschichte. Alles nicht so schlimm, denkt man - da ist ja immer noch diese Musik, diese Stimmen. Mach einfach die Augen zu und genieße. Aber das lässt die Inszenierung nicht zu: da wird auf der Bühne Krach gemacht, was das Zeug hält: gepoltert, geraschelt, gequietscht, getrampelt - da wird nichts ausgelassen, was die Musik stört. Da wird aus diesem Traum schnell ein Alptraum. Darum Buh!!!
Samstag, 06.August, 05:42 Uhr
Monika Maidl
Inszenierung
Obwohl ich den Schluss wegen Livestream Problemen nicht sehen konnte, hat mir die Inszenierung sehr gut gefallen: Die Handlung wird sehr anschaulich. Besonders eindringlich der Auftritt Brünnhildes bei den Gibichungen. Bei Chereau war das vergleichsweise statisch, und Brünnhilde ziemlich passiv.
Samstag, 06.August, 05:33 Uhr
Monika Maidl
livestream am Schluss nicht mehr verfügbar
15 mon vor Schluss brach auf meinem Browser der Livestream ab. Ich habe die Seite neu geladen, aber der Livestream war nicht mehr verfügbar! Statt dessen stand da „Video demnächst verfügbar“. Sehr enttäuschend!! Gibt es eine Möglichkeit den Schluss zu sehen?
Anm. d. Red:
Den kompletten Videostream können Sie hier sehen: https://klassik-preview.br.de/concert/ausstrahlung-2899052.html
Freitag, 05.August, 16:44 Uhr
Reiner Klein
Götterdämmerung Bayreuth
Mein Gott, was für eine Scheiß-Inszenierung, warum die Leute das mit sich machen lassen ist mir ein Rätsel!!! Die letzte gute Inszenierung war Wolfgang Wagners Parsifal mit Poul Elming , aber dies hier....unfassbar dieser Dilletantenschrot!