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Offener Brief der Münchner Symphoniker Orchester fordert faire Vergütung

In einem Offenen Brief an die Landeshauptstadt München fordern die Münchner Symphoniker eine tarifgerechte Vergütung der Orchestermitglieder. Die Zuschüsse der Stadt seien seit Jahren viel zu gering und außerdem drastisch gesunken.

Münchner Symphoniker bei der Probe zu "The Twin Paradox", eine mit KI erstellte Komposition | Bildquelle: Münchner Symphoniker/Virginia Flohr

Bildquelle: Münchner Symphoniker/Virginia Flohr

"Stoppt die untertarifliche Bezahlung unserer Orchestermitglieder!" Das fordern die Münchner Symphoniker in einem Offenen Brief vom 28. November 2024 an die Landeshauptstadt München. Anlass für das Schreiben sei die unzureichende Finanzierung des Klangkörpers durch die bayerische Landeshauptstadt.

Münchner Symphoniker: Zuschüsse der Stadt seit 2002 drastisch gesunken

In diesem Jahr habe der Finanzierungsbeitrag der Stadt bei rund 670.000 Euro gelegen, so die Münchner Symphoniker. Das stehe "in keinem Vergleich zu den Beträgen, die die Landeshauptstadt anderen Münchner Orchestern – wie den Münchner Philharmonikern mit rund 23 Mio Euro – gewährt", bemängelt der Klangkörper.

Vor etwa 20 Jahren waren die Landeshauptstadt und der Freistaat etwa gleichermaßen an der Finanzierung der Münchner Symphoniker beteiligt. Inzwischen ist der Beitrag der Stadt auf 16 Prozent des Zuwendungsetats gesunken. Dies habe "die üblichen tariflichen, inflationsbedingten Anpassungen" der Vergütung verhindert, kritisieren die Münchner Symphoniker.

Gehälter der Orchestermitglieder unter Tarif

Die Konsequenz: Die Gehälter der Orchestermitglieder lägen bei den Münchner Symphonikern inzwischen "deutlich unter der untersten Stufe des gültigen Flächentarifvertrags für Berufsorchester in Deutschland". Die Musiker:innen hätten am Ende des Monats mindestens 800 Euro weniger Lohn als ihre Berufskolleg:innen mit der geringsten tariflichen Gehaltsstufe, führt das Orchester aus. Dies sei "in einer Kultur-Stadt wie München und insbesondere bei der exzellenten Qualität des Orchesters nicht mehr vermittelbar."

Es geht ums Existenzielle für unsere Musikerinnen und Musiker.
Joseph Bastian, Chefdirigent der Münchner Symphoniker

Joseph Bastian | Bildquelle: © Andrej Grilc Joseph Bastian, Chefdirigent der Münchner Symphoniker, setzt sich für eine faire Vergütung der Orchestermitglieder ein. | Bildquelle: © Andrej Grilc Joseph Bastian, Chefdirigent der Münchner Symphoniker seit 2023, ergänzt im Interview mit BR-KLASSIK: "In der Krise sind es die Schwächsten, die am meisten getroffen werden. Es geht hier nicht um einen Wohlfühl-Verdienst, sondern ums Existenzielle für unsere Musikerinnen und Musiker. Sie sind die am schlechtesten bezahlten in ganz Deutschland und müssen damit in München leben." Natürlich sei Bastian bewusst, dass derzeit im Kulturetat der Stadt München gespart werden muss. "Wir bekommen aber mit, dass im Kulturreferat und auch beim Oberbürgermeister unser Orchester sehr gut ankommt." Die Münchner Symphoniker seien momentan auf einem "künstlerischen Höhenflug", so Bastian. Daher brauche der Klangkörper dringend eine Perspektive, wie es finanziell in Zukunft weitergehen soll.

Münchner Symphoniker engagiert für Education und Klimaschutz

Münchner Symphoniker | Bildquelle: © Peter von Felbert Die Münchner Symphoniker geben rund 90 Konzerte im Jahr. Nun fordert das Orchester eine angemessene Vergütung seiner Mitglieder. | Bildquelle: © Peter von Felbert Die Münchner Symphoniker prägen seit fast 80 Jahren das kulturelle Leben in München und Bayern mit. Das Orchester spielt rund 90 Konzerte im Jahr, sowohl in der Landeshauptstadt als auch im Münchner Umland. In zahlreichen Education-Projekten bringen die Münchner Symphoniker Kinder mit klassischer Musik in Berührung. Für ihr inklusives Konzert in Zusammenarbeit mit den Münchner Kammerspielen haben die Münchner Symphoniker den Preis Innovation der Deutschen Orchesterstiftung gewonnen. Außerdem ist der Klangkörper Mitglied des Orchesterverbunds "Orchester des Wandels" und setzt ein Zeichen für den Klimaschutz und einen nachhaltigen Lebensstil. "Die Stärke unseres Orchesters ist, dass es sehr vielseitig und offen für neue Formate und Werke ist", erklärt Chefdirigent Joseph Bastian. "Das wird vom Publikum mehr als positiv aufgenommen. Deswegen ist es wahnsinnig wichtig, so ein Orchester in einer vielfältigen Stadt wie München zu haben."

Die Stärke unseres Orchesters ist, dass es sehr vielseitig und offen für neue Formate und Werke ist.
Joseph Bastian, Chefdirigent der Münchner Symphoniker

Forderung: paritätische Finanzierung zwischen Stadt und Freistaat

Innovative Konzertformate, Education, Inklusion und Nachhaltigkeit: "All dies und mehr leisten die Musikerinnen und Musiker der Münchner Symphoniker jedoch trotz ihrer untertariflichen Vergütung", kritisiert das Orchester in seinem Offenen Brief. Es bittet die Landeshauptstadt München deshalb, die Unterfinanzierung zu beenden und wieder eine paritätische Finanzierung mit dem Freistaat anzustreben. "Ermöglichen Sie eine tarifgerechte Vergütung, die der hervorragenden Qualität unseres Klangkörpers angemessen ist!"

Sendung: "Allegro" am 29. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Freitag, 29.November, 17:16 Uhr

Tim Theo Tinn

24 stündige Wochenarbeitszeiten Orchestermusiker

D. g. O. h. gehört die Information der beeindruckenden nur 24 stündigen Wochenarbeitszeiten von Orchestermusikern dazu (die vielfach nebenbei sogen. „Mucken“ = einmalige Fremdarbeit und auch feste Zusatz-Einkommen an Hochschulen, anderen Orchestern etc. betreiben). Warum gleicht man ,nicht nur im Tutti, die Arbeitszeiten an allgemeine gesellschaftliche Umstände nicht an. Bei den umfangreichen Nebentätigkeiten (müssen die, wie im Parlament, eigentlich angegeben werden?) dürfte die geringe Arbeitszeit wohl kaum an einer zu belastenden Tätigkeit liegen.

Donnerstag, 28.November, 20:29 Uhr

Michael Zimmermann

Musik die beste Therapie heute!

Von meiner Seite bewundere ich alle Musiker und Musikerinnen im klassischen Bereich und schätze ihren grossen Einsatz für die Öffentlichkeit. Wenn man den Weg eines Musikers in einem professionellen Orchester sich ansieht, kommt man aus den Staunen nicht mehr heraus. Jahrelange Ausbildung mit einem sich ausgewählten Instrument. Tägliches mehrstündiges Üben. Sich ein Instrument anschaffen, das sehr teuer sein kann. Dann das Bewerben in einem Orchester, was für eine Herausforderung! Die Konkurrenz im Orchester. Kein Zurücklehnen, sondern immer voller Einsatz. Die Lärmemission im Orchester. Fragen, die einen beschäftigen: Was passiert bei einer Krankheit oder Verletzung, dass das plötzliche Ende der Laufbahn zur Folge haben kann. Die finanzielle Herausforderung im jetzigen Leben. Wie sieht die Situation aus im Alter usw. Und trotzdem, was für eine Befriedigung in einem Orchester zu spielen und das Publikum zu erfreuen. Die Politik sollte dabei bedenken: Musik ist die beste Therapie heute!

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