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Kostprobe | 27.10.2024 More Bach, please!

Nicht immer ist alles so, wie es scheint. Erfahren Sie, warum diese Musik von Johann Sebastian Bach bekannt unbekannt ist, und warum Rinaldo Allesandrini und Concerto Italiano mit der CD "More Bach, please" das Bachrepertoire erweitern.

Bildquelle: Naive

Ein wirklich charmanter Titel, den sich Rinaldo Alessandrini für seine neue CD ausgedacht hat: "More Bach, please!", bitte mehr Bach, mit Ausrufezeichen. Da spricht er sicher vielen Musikliebhabern aus der Seele. Gerade wer die Musik von Bach mag, kennt große Teile des Bachwerkeverzeichnisses in- und auswendig. Doch dieses Stück lässt aufhorchen.

Cembalo-Ouvertüre im Orchestergewand

Unverkennbar Bach, doch was seine Orchesterwerke angeht, da klingelt erstmal nichts. Tatsächlich gehört das Werk zu den unbekannteren, es findet sich in der Clavierübung Teil II. Richtig gehört, die "Ouvertüre nach französischer Art" BWV 831 ist im Original für Cembalo solo. Sie ist das Gegenstück zum Italienischen Konzert, einem echten Bach-Hit. Vor genau 20 Jahren hat Rinaldo Alessandrini mit Concerto Italiano bereits dieses Italienische Konzert in ein Orchesterarrangement überführt. Nun also die Französische Ouvertüre, und nirgendwo macht eine Bearbeitung mehr Sinn als hier. Sie wird nur selten aufgeführt, andere Tasten-Werke Bachs sind auf der Bühne einfach zugkräftiger. Da kommt diese Bearbeitung der gut 30-minütige Suite schon fast einer Neuentdeckung gleich.

Frisch und bestens aufgelegt

Natürlich sind nicht alle Noten von Bach selbst, die Mittelstimmen hat Rinaldo Alessandrini ergänzt. Und wirklich, hier ist ein echter Coup gelungen. Im Orchestergewand und Hand in Hand mit der Interpretation erweckt Concerto Italiano das Stück aus seinem Dornröschenschlaf. Bestens aufgelegt betonen die Musikerinnen und Musiker das Figurative und den motorisch-tänzerischen Schwung, das aber durchaus sehr feinsinnig. Sie wählen gerade nicht den Ansatz, der latenten Polyphonie im Detail nachzuspüren. Das kommt der Frische dieser Musik außerordentlich zugute.

Bereicherung des Bach-Repertoires

Diesem zentralen Werk sind noch zwei kürzere beiseitegestellt. Eine Partita mit konzertierender Flöte und eine weitere Ouvertüre in reiner Streicherbesetzung sind ebenfalls Bearbeitungen, allerdings zusammengestellt aus verschiedenen Einzelsätzen. Erstaunlich, wie homogen diese Stücke trotzdem wirken, aber ganz kommen sie an die Geschlossenheit der französischen Ouvertüre nicht heran. Wäre es vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein Sakrileg gewesen, bei Bach auch nur eine einzige Note zu ändern, geschweige denn hinzuzufügen, zeig Rinaldo Alessandrini, mit welcher Leichtigkeit das heute ganz stilecht möglich ist – und stellt auf diese Weise ein Werk, das bisher eher ein Schattendasein führte, ins rechte Licht. Eine echte Repertoire-Bereicherung, nicht nur für Bach-Fans.

More Bach, please!

Concerto Italiano, Leitung: Rinaldo Alessandrini
Label: Naive

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. Oktober 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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