Bamberg, 20. März 1946. Die Bamberger Symphoniker geben ihr erstes Konzert – im Zentralsaal erklingt Beethovens Symphonie Nr. 7. Das Konzert ist der erste öffentliche Auftritt eines Orchesters, dessen Gründung erst wenige Tage zurückliegt. Der neue "Klangkörper in Großstadtrang" sei ein "Geschenk der Musen", schreibt die Presse. Die begeisterten Kritiker sind sich einig: Sie haben die Geburtsstunde eines Ensembles erlebt, das selbst Kulturmetropolen wie Wien oder Berlin zur Ehre gereichen würde.
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Das "Bamberger Tonkünstlerorchester", wie es sich zunächst noch nennt, ist ein Produkt der politischen Wirren der Nachkriegszeit. Seine Geschichte beginnt Anfang Mai 1945 in Prag. In einem Konzertsaal proben Musiker, als draußen Schüsse fallen. Tschechische Kämpfer vertreiben die deutschen Besatzer – der Prager Volksaufstand ist ausgebrochen.
Die Bamberger Symphoniker | Bildquelle: Andreas Herzau Das probende Ensemble ist das "Deutsche Philharmonische Orchester Prag", das sich in seinem musikalischen Lebenslauf auf Uraufführungen wie Mozarts "Don Giovanni" und Dirigenten wie Gustav Mahler berufen kann. Trotz der Bedeutung des traditionsreichen Ensembles für die Kultur der tschechischen Hauptstadt müssen dessen Mitglieder fliehen. Viele von ihnen finden eine neue Heimat im oberfränkischen Bamberg, das nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Sammelpunkt für deutschsprachige Spitzenmusiker aus Böhmen und Mähren wird. Unterstützt von örtlichen Kommunalpolitikern formieren sich die Flüchtlinge im März 1946 zu einem Orchester.
Am zwanzigsten des Monats präsentiert sich der neue Klangkörper zum ersten Mal dem Publikum. Wenige Wochen später erhält er den Namen, mit dem er aufgrund seiner Tourneen und Tonträger international bekannt und erfolgreich wird: Bamberger Symphoniker. Ein Eliteorchester, das in einer Provinzstadt zuhause ist, in Europas Klassikszene ist das ein einzigartiges Phänomen.
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»Das Weltorchester«. Ein Dokumentarfilm über die Bamberger Symphoniker von TV Oberfranken.
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Sendung: "Allegro" am 19. März 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK