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Ravels "Ma Mère l’Oye" Wenn Musik wie Magie ist

Paris 28. Januar 1911. Ravels Ballett "Ma Mère l’Oye” wird uraufgeführt. Mit musikalischer Raffinesse, mit leuchtenden Orchesterfarben und dennoch kindlich schlichten Melodien erzählt Ravel nicht nur die Märchen von Dornröschen und Co. nach, sondern zieht auch noch eine psychologische Metaebene ein.

Bildquelle: picture alliance/Heritage Images

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Dornröschen erwacht im Pariser Théâtre des Arts, die Schöne trifft dort das Biest, der Däumling ist auch dabei und dann noch eine hässliche Kaiserin. Sie alle hat Maurice Ravel zum Leben erweckt, sie herausgeholt zwischen ihren beiden Buchdeckeln und als Ballettfiguren auf die Bühne gestellt.

Die Inspiration – ein französisches Märchenbuch

Mit Magie? Ein bisschen vielleicht. Vor allem aber mit seiner wunderbaren Musik. "Ma Mère l’Oye" heißt Ravels Ballett. Übersetzt bedeutet das: "Meine Mutter, die Gans", und unter einem sehr ähnlichen Titel ist in Frankreich eine ganze Märchensammlung bekannt, die der Barock-Autor Charles Perrault verfasst hat. Einige davon werden später auch von den Brüdern Grimm in ihre Märchensammlung integriert.

Das Original ist für Klavier zu vier Händen

Der Zauber dieser Geschichten fasziniert Ravel so sehr, dass er sie in Musik überträgt. Genauer in Klaviermusik zu vier Händen. Gedacht ursprünglich für die beiden Kinder von Freunden, die das Werk dann aber doch lieber nicht öffentlich aufführen wollten. An ihrer Stelle wagen es dann zwei zehnjährige französische Pianistinnen.

Später entwirft Ravel eine Orchesterfassung

Schon in der Klavierfassung gelingt Ravel der Blick in die "Anderswelt", zauberhaft und kindlich sind Melodien und Harmonik. Ein Jahr später entschließt er sich dazu, die Klavier-Suite für Orchester zu arrangieren und noch einige Teile zu ergänzen, so dass das Werk schließlich als Ballett auf die Bühne kommt. Und hier findet sich dann alles zusammen. Der szenische Eindruck der Märchengestalten und die Magie der Instrumentationskunst, wenn zum Beispiel vor aller Augen und Ohren das Biest zum Prinzen wird bzw. das Kontrafagott zur Violine.

Juwel des Orchesterrepertoires

Charmant, leicht und in jedem Teil der Suite erzählend, so ist diese Musik. Dornröschen schlummert zu einer zarten Pavane, während musikalische Motive durch das Orchester irren, als der Däumling sich verläuft. Im Finale des Balletts zaubert Ravel dann einen Feengarten, der so voller Licht und Glanz ist, dass es dem Publikum der Uraufführung schwerfällt, in die Realität zurückzukehren. Bis heute ist Ravels "Ma Mere l’Oye" ein Juwel des Orchesterrepertoires.

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Maurice Ravel: "Ma mère l’oye" mit Esa-Pekka Salonen | NDR Elbphilharmonie Orchester

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Sendung: "Allegro" am 28. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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