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"Uhrwerk Orange" kommt in die Kinos Gewalttrip im Pop-Art Look – und Beethoven ist auch dabei

New York, 19. Dezember 1971. Stanley Kubricks Film "A Clockwork Orange" wird erstmalig im Kino gezeigt. Die Handlung: ultrabrutal. Die Musik: klassisch. Beethovens Neunte und Gewaltorgien – diese Kombination hatte zuvor wohl noch niemand gewagt.

Malcolm McDowell in Stanley Kubricks Film "Clockwork Orange" | Bildquelle: picture alliance/United Archives | United Archives/IFTN

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Das Publikum sieht zunächst eine blutrot gefärbte Leinwand, dann das Gesicht von Malcolm McDowell. Der Schauspieler blickt von schräg unten unter seinem Hut hervor, ein Auge ist mit künstlichen Wimpern verziert. Verunsichernd lang blickt McDowell dem Zuschauer in die Augen, dazu erklingt der Marsch aus Henry Purcells "Funeral Music for Queen Mary". In einer Synthesizer-Version.

Gewalttrip im Pop Art-Look

Stanley Kubrick stellt an diesem Dezemberabend seinen neuen Film vor: "A Clockwork Orange", nach dem Roman von Anthony Burgess. Ein zweistündiger Gewalttrip im Pop-Art Look, in dem Protagonist Alex, gespielt von McDowell, erst Täter, dann Opfer ist.

Schlägerei zu Rossini-Musik

Musik spielt in diesem Film eine besondere Rolle: Da gibt es eine Beinahe-Vergewaltigung und anschließende Schlägerei, die Kubrick zur Ouvertüre von Rossinis "Diebischer Elster" choreografiert hat. Ein absurdes Ballett mit zerfetztem Stoff und Schlagstöcken.

Ludig Van – das Idol

Und dann ist da Alex' Leidenschaft für Beethoven: "Es war ein wunderbarer Abend, und was er noch brauchte, um wahrhaftig großartig zu enden, war ein wenig vom alten Ludwig Van", schwärmt Alex in "Clockwork Orange", als er es sich zu Hause gemütlich macht und eine Kassette mit Beethovens Neunter einlegt – nach einem "Mordstrip mit großer Schaffe, mit viel Geschrei und Ultrabrutalem".

Das Idol wird vom Sockel geholt

Alex landet nach einem Mord erst im Gefängnis und dann in einem neuen Besserungs-Experiment der britischen Regierung. Mit brutalen Filmen und Drogen soll ihm eine körperliche Abneigung gegen Gewalt eingepflanzt werden. Richtig schlimm wird diese Therapie für ihn erst, als zu den Filmen auch noch sein geliebter Beethoven erklingt, und ihm so – wie die Gewalt – verleidet wird. "Es ist eine Sünde, Ludwig van so zu benutzen, der hat doch niemandem etwas getan!"

Beethoven wird unter Hipstern zum Verkaufsschlager

In Großbritannien, wo der Film ein paar Wochen nach der USA-Premiere startet, rebelliert die Gesellschaft gegen den Film. Kubrick selbst sorgt dafür, dass sein Film hier nicht mehr läuft. Aber: "Clockwork Orange" wird ein weltweiter Kino-Hit. Und Beethoven? Seine Neunte wird mit dem Erfolg von Kubricks Film auch unter Hipstern zum Verkaufsschlager.

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A Clockwork Orange | Masterpiece Trailer | Warner Bros. Entertainment | Bildquelle: Warner Bros. Entertainment (via YouTube)

A Clockwork Orange | Masterpiece Trailer | Warner Bros. Entertainment

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Sendung: "Allegro" am 19. Dezember 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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