Bath, 13. März 1781. Der Komponist, Dirigent, Organist und Astronom Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt den Planeten Uranus. Damit macht er an jenem Dienstag eine Entdeckung, die nicht nur sein eigenes Leben umkrempeln, sondern auch den Lauf der Menschheit verändern sollte. Mit der Entdeckung des Planeten Uranus begründet der Autodidakt die moderne Astronomie.
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"Ungemein groß ist die Zahl seiner Entdeckungen und wohl an keiner Stätte auf der Erde sind so viele Entdeckungen gelungen als in dem bescheidenen Herschel'schen Hause." Diese Beobachtung macht die Allgemeine Deutsche Biographie über den Universalgelehrten und Komponisten Herschel. Der war in seiner Jugend aus seiner Heimatstadt Hannover zum ersten Mal nach England gekommen – mit der kur-hannoverschen Fußgarde. Schließlich war der Kurfürst von Braunschweig seit einigen Jahrzehnten auch der König von England.
Irgendwann zieht es Herschel ganz nach England – da sind die Arbeitsbedingungen für den jungen Mann, der Oboe spielte, einfach besser. Die Liebe zur Musik und zur Wissenschaft hatten Friedrich Wilhelm und seine Geschwister eindeutig vom Vater geerbt – der musste sich das Geigespielen als Kind noch selbst beibringen. Seinen Kindern – zumindest den männlichen – ließ Vater Herschel deswegen eine ordentliche Schulbildung angedeihen. Caroline Herschel, die jüngste aus der Sippe und zunächst Assistentin ihres berühmten Bruders Wilhelm, erinnerte sich in ihrer Autobiographie: "Mein Vater war sehr glücklich, dass in seinen Söhnen – ganz seinem Wunsch entsprechend – sowohl die Liebe als auch das Genie für die Musik angelegt war. Und deswegen unterrichtete er sie, alsbald sie in der Lage waren, eine kleine Geige in der Hand zu halten."
Der Uranus | Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com Friedrich Wilhelm – oder William, wie er sich in England nennt – beginnt schon bald, sich auch für Musiktheorie und schließlich für Mathematik und Naturphilosophie zu interessieren, wie Physik damals noch hieß. Die englische Sprache hatte er sich als Jugendlicher selbst gelehrt, schnell war er in der Lage, Hume und Locke im Original zu lesen. Überhaupt: Wenn ein Herschel etwas nicht konnte, dann brachte er oder sie es sich halt schnell selbst bei – das schien in dieser Sippe von Universalgenies die gängige Methode des Wissenserwerbs gewesen zu sein. Schwester Caroline durfte als Kind nur ein wenig Lesen und Schreiben lernen – die Mutter hatte ihr eine umfassende Bildung verwehrt. Nachdem Bruder Wilhelm sie nach England holt, entwickelt sich Caroline in kurzer Zeit zur Starsopranistin und später zur gefeierten Astronomin.
Als William Herschel an diesem Dienstag Abend durch sein – natürlich selbstgebautes – Teleskop blickt, fällt ihm ein Licht am Himmel auf, das ein wenig mehr Substanz besitzt als ein normaler Stern. In seinen Aufzeichnungen vermerkt Herschel: "Im Quartil nahe Z Tauri der niedrigste von zweien ist interessant – entweder ein nebliger Stern oder ein Komet." Herschel verfasst ein wissenschaftliches Papier: "Ein Bericht über einen Kometen" – und obwohl er mächtige Unterstützer und Förderer hat, wird er vom wissenschaftlichen Establishment verspottet. Wie soll ein wissenschaftlicher Außenseiter bitte ein Teleskop entwickelt haben, das besser und zehnmal stärker war als alle bisherigen?
Doch die Berechnungen und Beobachtungen Herschels erweisen sich als richtig, andere Wissenschaftler erkennen, dass Herschels Komet kein Komet, sondern tatsächlich ein Planet ist. Eine unerhörte Erkenntnis – bis zu diesem Zeitpunkt wusste die Menschheit nur von den sechs Planeten, die am Nachthimmel mit bloßem Auge zu sehen sind. Damit ändert sich auch das Leben von Wilhelm Herschel. Er wird von König George III. mit einer Pension versehen – und kann sich nun ganz auf den Bau von Teleskopen und die Beobachtung der Gestirne konzentrieren. Aufgrund seiner zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse – Herschel ist auch Entdecker der Infrarotstrahlung – gilt er als Begründer der modernen Astronomie.
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William Herschel (1738-1822) - Symphony No.12 in D
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Sendung: "Allegro" am 13. März 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK