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Giacomo Puccini zum 100. Todestag Der Empfindsame

"Ich bin für das Leben der Salons und Empfänge nicht geboren", schreibt Puccini. Viel lieber hält sich der Opernkomponist im Grünen auf - bei der Jagd oder beim Angeln. Sein Umfeld kann mit Puccinis Naturliebe wenig anfangen.

Giacomo Puccini | Bildquelle: picture alliance / opale.photo

Bildquelle: picture alliance / opale.photo

"Ich liebe die grüne Weite alter und junger Wälder für einen kühlen Unterschlupf. Ich liebe die Amsel, die Grasmücken, den Specht!" Und Giacomo Puccini liebt die Schnepfe. Mit einer Eselsgeduld lauert Puccini dem Vogel im Morgengrauen auf. Unterbrochen wird die Stille nur vom Knall aus Puccinis Flinte.

Landleben spielt in Puccinis Opern keine Rolle

Während Giacomo Puccini zur Regeneration seiner Seele im Boot auf dem See herumrudert, spielt ein solcher "Geist des Landlebens" in keiner Oper eine bedeutende Rolle. Vielmehr bevorzugt Puccini atmosphärische Räumlichkeiten: Kirche, Dachmansarde, Goldgräberstadt, Kloster, Gefängnis, Salon, Saloon, Palast, Boulevard in Weihnachtsstimmung. Er gestaltet die Orte präzise wie ein Innenarchitekt, reiste sogar nach Rom, um von der Engelsburg mit eigenen Ohren das Morgenläuten der Kirchen zu hören.

Puccini beschwört eine Stimmung herauf, füttert die Szenerie mit seinen persönlichen Erfahrungen und durchlebt alles zig Mal: wenn er nachts im Koffein-und Nikotinrausch mit Hut am Klavier sitzt und komponiert, wenn er die Proben begleitet, mit Sängerinnen über ein hohes C zetert. Kein Wunder, dass ihn das auslaugt.

Giacomo Puccini erholt sich in Torre del Lago

Torre del Lago heißt seine Tankstelle. Von Puccinis Frau verächtlich als "Grüne Bürde" bezeichnet. Für seine Naturliebe hat weder Partnerin Elvira Verständnis, noch Librettist Giacosa. Er findet Puccini faul und petzt beim Verleger: Er vergeudet unzählige Stunden sei es bei der Jagd, sei es beim Angeln.

Puccini-Dossier zum 100. Todestag

Themenseite zum 100. Todestag von Giacomo Puccini

Puccini gestresst von städtischer Zivilisation

Mühe gibt sich aus Puccinis Umfeld kaum einer, seine Naturliebe, seine Melancholie zu verstehen. Aber vermutlich hätte Puccini auch niemanden so nah an sich herangelassen. Er vertraut seinen Ekel vor städtischer Zivilisation nur wenigen an. Und dann auch nur in Briefform: "Eine Einladung zum Essen liegt mir schon eine Woche vorher im Magen. Ich bin für das Leben der Salons und Empfänge nicht geboren."

Ich bin für das Leben der Salons und Empfänge nicht geboren.
Giacomo Puccini

Das müssen dann seine Opernfiguren durchleiden. Mimì, Cio Cio San oder auch Angelica verordnet Puccini eine solche gesellschaftliche "Käfighaltung", während er für sich die Freilandhaltung bevorzugt. Und so immerhin zwölf Eier, beziehungsweise Opern vorlegt!

Sendung: "Allegro" am 27. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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