Die Bestürzung ist riesig in der Musikwelt: Am gestrigen Montag erlag der Pianist Lars Vogt mit nur 51 Jahren seiner Krebserkrankung. Mit ihm stirbt nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein außergewöhnlich zugewandter, herzlicher Mensch. Das zeigen auch die Reaktionen im Netz.
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Mit nur einem Wort reagiert der Pianist Igor Levit auf den Tod seines Kollegen: "awful." Er setzt damit die Tonalität für die meisten Reaktionen auf Twitter. Darunter auffällig viele Pianistenkolleginnen und -kollegen. Marc-Andre Hamelin etwa ("immense sadness"), oder Angela Hewitt ("So sad. Way too young"). Der Dirigent Paavo Järvi, mit dem Vogt häufig zusammengearbeitet hat – etwa für eine wunderbar verspielte Aufnahme mit Klavierkonzerten von Mozart – postet ein Bild der beiden: zwei Männer in T-Shirt, Arm in Arm. Darüber die Botschaft: "Wir werden dich immer lieben und niemals vergessen."
Ein wahrer Gentleman
Auf dem Account von Daniel Hope entdeckt man ein Foto, das den Geiger zusammen mit Lars Vogt beim vierhändigen Klavierspiel zeigt. Auch Hope rühmt die "ehrliche Tiefe", die Vogts Klavierspiel ausgestrahlt habe. Seit 1990 hätten sie sich gekannt. Er habe Vogt als einen "wahren Gentleman" kennengelernt. Lars Vogt, ein außergewöhnlicher Musiker, vor allem aber ein außergewöhnlicher Mensch – dieser Tenor zieht sich durch.
Lesen Sie hier unseren Nachruf auf diesen außergewöhnlichen Pianisten und Dirigenten.
Die Pianistin Sophie Pacini – wie Vogt eine Schülerin von Karl-Heinz Kämmerling – erinnert an das musikpädagogische Engagement ihres Kollegen, insbesondere das Projekt "Rhapsody in school", das sie selbst lange begleitet hat. Ein besonders großzügiger Mensch sei Vogt gewesen, so Pacini weiter. Dem schließt sich auch der französische Pianist David Fray an. Im vergangenen Dezember habe er Vogt zum ersten Mal getroffen. "Ich habe einen wundervollen Musiker und außergewöhnlichen Menschen kennengelernt. So gern hätte ich mehr Zeit mit ihm verbracht."
So gern hätte ich mehr Zeit mit ihm verbracht
Mehr Zeit aber nicht genug hatte die venezolanische Pianistin Gabriela Montero mit Lars Vogt. Die beiden waren befreundet. "Vor Tagen haben wir uns noch geschrieben, hatten gehofft, dass wir uns sehen. Ich wünschte mir, wir hätten die Zeit dazu gehabt. Heute Abend haben wir ihm zugehört." Dazu postet Montero das Bild eines Tablets, sie streamt Brahms' 2. Klavierkonzert mit Lars Vogt als Solist. Natürlich Brahms – der Komponist, den Vogt gespielt hat, wie kein anderer: zärtlich, lebendig, frei – auch frei von allen Manierismen.
Ehrlich, echt, wahnsinnig herzlich
Am besten bringt diesen so speziellen Sound die Cellistin Julia Hagen auf den Punkt. "Selten hat mich ein Musiker so bewegt wie Lars Vogt es getan hat", schreibt sie auf Twitter. "Sein Spielen war wie er selbst auch: ehrlich, echt, wahnsinnig herzlich, offen, nicht prahlerisch, mit einer Tiefe und Wärme, wie ich es nur selten erlebt habe. Immer das Gute in anderen sehend, wahnsinnig."
Ein ganz toller Mensch
Viel Zeit hat Ragna Schirmer mit Lars Vogt verbracht. Gemeinsam haben die beiden bei Karl-Heinz Kämmerling studiert. Waren seitdem eng befreundet. Auch wenn sie derzeit als Jurorin beim ARD-Wettbewerb eingespannt sei, kämen ihr manchmal die Tränen, sagt sie. "Dieses Ausdrucksbedürfnis, das war seine große Begabung", so Schirmer weiter. "Er konnte wirklich dafür sorgen, dass man ihm zuhören wollte. Und gleichzeitig war er eben ein ganz toller Mensch."
In memoriam Lars Vogt ändern wir unser Programm und senden am Samstag (10.9.) die Wiederholung einer "Meine Musik"-Sendung mit dem Pianisten. Ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
Kommentare (1)
Donnerstag, 15.September, 10:56 Uhr
Beate Schwärzler
"SELTEN HAT EIN MUSIKER MICH SO BEWEGT"
Zum Tode von Lars Vogt - Nachruf von Tobias Stosiek
Ja, ich habe die Nachricht gehört im Radio am 5.September, - aber ich kannte ihn kaum.
Ja, ich habe "Meine Musik" mit Lars Vogt und Falk Häfner angehört am 10. September -
da entstand der Umriss eines Bildes. Aber wirklich Nähe ? Trauer ?
Heute habe ich den Nachruf und die Worte seiner Musiker-Kolleg*innen gelesen.
::: Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero: "Brahms - der Komponist, den Vogt
gespielt hat wie kein anderer: "Zärtlich, lebendig, frei - auch frei von allen Manierismen."
Jetzt - tut es mir leid, daß ich ihm nicht besser zugehört habe.
Ich hätte ihn gerne kennengelernt.