Es geht weiter für Intendant Serge Dorny und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski in München: Beide haben ihre Verträge an der Bayerischen Staatsoper über 2026 hinaus verlängert. Das gab Kunstminister Markus Blume am Montag bekannt.
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Serge Dorny und Vladimir Jurowski bleiben weiterhin Intendant und Generalmusikdirektor der Bayerische Staatsoper München. Seit 2021 leiten beide Deutschlands größtes Opernhaus. Nun wurden ihre Verträge auch über 2026 hinaus verlängert: bei Serge Dorny auf weitere fünf Jahre, bei Vladimir Jurowski allerdings nur bis 2028, mit der Option auf Verlängerung um ein Jahr. Ballettchef Laurent Hilaires Vertrag wird für fünf Jahre verlängert.
Die Nachricht der Vertragsverlängerung des Führungsduos kommt für den Opernbetrieb spät. Dadurch hatte es in den vergangenen Monaten Spekulationen um einen Führungswechsel an der Bayerischen Staatsoper gegeben. Angeblich hatte der Bayerische Kunstminister Markus Blume eine deutliche Verjüngung angestrebt. Intendant Serge Dorny wurde ein ruppiger Führungsstil vorgeworfen.
Dass Vladimir Jurowskis Vertrag nur bis 2028 läuft, erklärte der Generalmusikdirektor während der Pressekonferenz mit blumigen Worten: "Meine Arbeit ist wie die eines Gärtners." Man brauche "Geduld", jetzt nach drei Jahren sehe man "die Nase der Pflanze". Und nach sieben Jahren könne man "die Früchte genießen", dann sei der organische Zyklus bereit für einen Neuanfang. Deshalb werde Jurowski nach sieben oder acht Jahren seinen Posten als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper auf eigenen Wunsch abgeben.
Alternativen ausloten ist nie verkehrt. Aber die späte Vertragsverlängerung für Intendant Serge Dorny und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski als Führungsduo der Bayerischen Staatsoper hat das Kunstministerium dilettantisch aufs Gleis gesetzt, kommentiert Bernhard Neuhoff.
Der derzeitige geschäftsführende Direktor Roland Schwab wird das Haus nach Ablauf seiner Amtszeit im Herbst verlassen. Dass zwischen Schwab und Dorny häufig Unstimmigkeiten herrschten, gerade zum Thema Finanzen, war immer wieder berichtet worden.
Reformen sollen die Bayerische Staatsoper fit für die Zukunft machen - und für die anstehende Sanierung des Münchner Nationaltheaters. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Auslastung und die Einnahmen der Bayerischen Staatsoper waren zuletzt wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie gestiegen. Gleichzeitig soll es nun strukturelle Reformen geben, um das Opernhaus in Zukunft als modern, zeitgemäß und innovativ zu präsentieren. Manchmal, so Kunstminister Markus Blume, laufe die Staatsoper "im roten Drehzahlbereich". Deswegen soll es in den kommenden Monaten eine Evaluierung mit externen Beratern geben, wobei auch das Verhältnis von Stammrepertoire und Experiment überprüft wird. Diese Reformen sollen zur Blaupause für andere bayerische Staatstheater werden. Dabei gehe es auch um die neue Rollenaufteilung zwischen dem Intendanten als künstlerischem Leiter und dem geschäftsführenden Direktor, der die kaufmännische Verantwortung trägt.
Außerdem müsse das Haus fit gemacht werden für die schwierige Zeit der Sanierung des Münchner Nationaltheaters. Diese ist ab Mitte der 2030er Jahre geplant. Eine Machbarkeitsstudie soll noch in diesem Jahr vorliegen.
Der gebürtige Belgier Serge Dorny, Jahrgang 1962, führt seit 2021 die Bayerische Staatsoper. Vorher war er lange Intendant der Opéra de Lyon. Dorny steht für schauspielerisch anspruchsvolles Ensemble-Musiktheater und einen Spielplan mit Überraschungseffekten. "Lieber Herr Dorny, Sie machen es dem Münchner Publikum nicht zu einfach", fasste der Bayerische Kunstminister Dornys Programmentscheidungen zusammen.
Vladimir Jurowski (geb. 1972 in Moskau) leitet seit 2021 das Bayerische Staatsorchester als Nachfolger von Kirill Petrenko. Jurowski brachte an der Bayerischen Staatsoper regelmäßig Repertoire des 20. Jahrhunderts - etwa die hochgelobte Oper "Die Passagierin" - und russische Werke auf die Bühne. Zur Kritik, dass Jurowski in München nur zwei Premieren pro Saison dirigiert, äußerte er sich mit den Worten: "Mein Orchester in Berlin braucht mich vielleicht noch mehr als das Bayerische Staatsorchester. Je besser das Orchester, desto weniger braucht es die Anwesenheit des Chefdirigenten." Demnächst werde er aber auch mal drei Premieren pro Saison leiten.
Sendung: "Leporello" am 17. Juni 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (5)
Mittwoch, 19.Juni, 02:56 Uhr
Kurt
Irgendwie auch interessant...
... dass alle vier Gestalten auf dem obigen Foto von der visuellen Erscheinung her innerhalb des (von Hollywood Filmen geprägten) Vampir-Spektrums liegen.
Das BRD-Kulturleben - eine Gruselgeschichte
Dienstag, 18.Juni, 17:51 Uhr
Karin Böhm
Jurowski
Na-Gott-sei-Dank bleibt dieser Ausnahmekünstler noch ein Weilchen in München....
Allmählich ereilt München dasselbe Schiksal wie meine Heimatstadt Waldkraiburg: lauter desinteressierte, kunstferne Menschen in entscheidenden Positionen. Ein Jammer und sehr sehr traurig!!
Dienstag, 18.Juni, 12:06 Uhr
Anton Bergmann
... so ist es wohl das kleinere Übel. Aber Dornys Programmplanung verscheucht halt schon viele Operngänger. Die Lösung mit der völlig überschätzten Mallwitz wäre jedoch wohl noch schlimmer gewesen.
Armer München!
Montag, 17.Juni, 22:00 Uhr
Eurphrosine
hmm...
...klingt jetzt erstmal nach weiteren fünf Jahren erzieherischer Langeweile; ist aber womöglich doch besser als die angedrohte "Innovation", welche sich ja gerne mal als angesagte Mainstream-Monotonie ausbuchstabiert. Und Herrn Jurowski höre ich mir jedenfalls (fast) immer sehr gerne an. Vielleicht auf Hörerplätze umziehen?
Doch: Wenn Herr Hilaire seine wunderbare Truppe weiter halten kann, scheint mir das jedenfalls die gute Nachricht!
Montag, 17.Juni, 13:30 Uhr
Kurt
Sehr typisch für Blume
Erst die Verlängerun mit der Wagner Urenkeling, nun also diese Verlängerung mit diesem Duo. Blume ist die Verkörperung "konservativer" Kulturpolitik. Kurz einen Kurswechsel antäuschen und dann doch der prinzipienlose Ausverkauf. Die Staatsoper bleibt ein "house of woke". Und in Talkshows darf Blume sich als konservativer Streiter inszenieren.
Haben Jurowski und Dorny nur irgendeinen Publikumserfolg in ihrer Amtszeit gelandet? Mir fällt da nichts ein. Und alles was ich - medial vermittelt, Geld gebe ich dafür sicherlich nicht aus - gesehen habe, war für mich von inakzeptabler Qualität.
Und 94 Prozent Auslastung kann ich auch nicht glauben, haben sie die Buchhalter von "Wirecard" übernommen?
Ein trauriger Tag für die Staatsoper. Aber sehen wir es positiv: Auch in den nächsten Jahren kann ich teure Opernkarten sparen.