12. November 1939. Die Sopranistin Lucia Popp wird geboren – in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bratislava. Es heißt Záhorská Ves und ist ungefähr 40 Kilometer von dort entfernt. Lucia wuchs aber als Kind in Bratislava auf. "Ich betrachte mich als eine Pressburgerin", sagte sie noch in späteren Jahren, als sie längst weltberühmt und auf allen Kontinenten zu Hause war.
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"Ein Wundertier"
Ein "Wundertier" – so staunte die berühmte Elisabeth Schwarzkopf über die 23-jährige Kollegin. Geschadet hat es ihr nicht. Lucia Popp war eine sehr spezielle K.u.k.-Mischung mit slowakischen und mährischen Wurzeln, ungarischen und rumänischen. Von Bratislava aus ging sie ihren Weg nach Wien und Salzburg, London und New York, war auch der Bayerischen Staatsoper lange eng verbunden. Unterstützt von den namhaftesten Dirigenten, entwickelte sie sich vom lyrischen Koloraturfach zum jugendlich-dramatischen Sopran, von Mozarts Königin der Nacht zu Wagners Elsa. Nicht nur in der Oper war die Sängerin präsent, auch auf den Konzertpodien.
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Wo die schonen Trompeten blasen
Ich bin dagegen, dass man sich zu Tode schont.
Ihr Deutsch war nicht akzentfrei, aber gut genug, um Lieder eines Gustav Mahler oder Richard Strauss sprachlich auszuloten. Die Stimme von Lucia Popp glitzerte über drei Jahrzehnte eindringlich, enorm war ihr Farbspektrum, auch ihr Volumen. Von Anfang an war es, neben der beseelten Vortragskunst, vor allem der Faktor Charme, durch den Lucia Popp immer wieder die Herzen des Publikums öffnete. Wenn sie schon vier Tage nach ihrem 54. Geburtstag starb, dann sicher deshalb, weil sie sich nie schonte: Lucia Popp war in Sachen sängerischer Verausgabung eine überzeugte Wiederholungstäterin. "Ich bin dagegen, dass man sich zu Tode schont", sagte sie. "Denn was hat man davon, wenn man mit 60 Jahre eine intakte Stimme hat? Wer will noch eine sechzigjährige Susanna oder Gilda sehen?"
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Sendung: "Allegro" am 12. November 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK