Das Jahr neigt sich dem Ende – viel ist passiert in der Welt, viel ist auch in der Klassik passiert. BR-KLASSIK hat mehrere Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die die Dinge etwas anders angehen. Mitunter so leidenschaftlich, dass es sogar manchmal unseren Horizont übersteigt. Mit dabei: Maria Duenas, die Brüder Michael und Christian Amberger, Klaus Mäkelä, Anna Netrebko und Tobias Kratzer.
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Gerade mal 22 Jahre alt ist die Geigerin und beherrscht alles Technische mühelos. Das können auch andere im Hochleistungssport Violine. Maria Duenas stellt ihre Virtuosität aber nicht affig zur Schau, vielmehr bezaubert sie mit dem, was man so schön Natürlichkeit nennt. Und vor allem beseelt sie die Musik: Frischer Wind, ohne viel Wind darum zu machen.
Hartnäckig haben die Unternehmer an ihrer Idee festgehalten, ein halb verfallenes Heizkraftwerk in ein ultramodernes Kunstkraftwerk zu verwandeln. Trotz Hochwasser in der Bauphase, trotz eingenisteter Mopsfledermaus, trotz Denkmalschutzauflagen wurde das Bergson 2024 eröffnet. Auch wenn's etwas abseits vom Schuss liegt, in Allach bei München, die Vielseitigkeit der Unterhaltung ist einzigartig im Bergson: Barockmusik, Rostbratwurst, Kinderkonzert, Techno-Party und Streichquartett. Der Konzertsaal alias Elektra Tonquartier schmiegt sich akustisch an nahezu jedes Ensemble ran.
Dirigent Klaus Mäkelä | Bildquelle: © Mathias Benguigui / Pasco & Co Seit diesem Jahr ist klar: Der 28-jährige Dirigent Klaus Mäkelä übernimmt 2027 das renommierte Chicago Symphony Orchestra. Damit wird sich sein Erfahrungsschatz um noch ein Top-Orchester erweitern: Oslo, Paris, wo er jetzt Chef ist, und dann Amsterdam und eben Chicago. Ganz zu schweigen von seinen Gastdirigaten rund um den Globus. Während andere Dirigent:innen ihre geographischen Kreise aus ökologischen Gründen kleiner ziehen, kann dem Finnen Mäkelä der Horizont nicht weit genug sein. Dass das nicht nur seinem Meilenkonto zugutekommt, ist klar. Klaus Mäkelä wird seine Klangnuancen verfeinern, und das wird in die Wirkungskraft von Sibelius, Schostakowisch, Prokoview und Co. einfließen.
Tobias Kratzer zeigt mit unermüdlicher Energie, dass Geschichten von gestern und vorgestern wie Wagners "Rheingold" oder Zemlinskys "Zwerg" auch heutzutage was zu sagen haben. Dafür verinnerlicht er das Libretto, legt jedes Wort auf die Goldwaage, lauscht der Musik mit offenem Herzen und erfindet Bilder dafür. Was Tobias Kratzer in die Mangel nimmt, entfaltet über die scheinbaren Kleinigkeiten eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen mag. Dass er dann auch noch in eigentlich ernsten Angelegenheiten einen feinsinnigen Humor erspürt, ist für das Operngeschäft ganz großes Kino.
Anna Netreko bei der Saisoneröffnung 2024 an der Mailänder Scala mit "La Forza del Destino" | Bildquelle: Teatro alla scala Ob im Schlafanzug beim Einsingen oder mit rosa Schmetterlingsbrille in Dubai, ob in Mailand flanierend im Yves-Klein-blauem Hosenanzug oder mit Schürze beim Würstchengrillen in Wien: Anna Netrebko teilt ihr Leben wohldosiert in den Sozialen Medien. Die Sopranistin tanzt, kocht, gärtnert und postet jede Menge Schnipsel ihrer Gesangskunst. Damit ist für alle Fans was dabei. Und die Netrebko sorgt auf eine fröhliche Art und Weise dafür, dass sie nicht nur in aller Ohren, sondern auch in aller Munde bleibt.
Sendung: "Allegro" am 18. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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