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Die besten Klassik-Alben 2023 Diese Musik gehört unter den Weihnachtsbaum!

Die besten Klassik-Aufnahmen des Jahres 2023, gekürt von BR-KLASSIK: Symphonik und Kammermusik, Newcomer, Repertoireentdeckungen und Zeitgenössisches - Alben, die Sie Ihren Lieben unter den Weihnachtsbaum legen können.

Regal mit CDs | Bildquelle: colourbox.com

Bildquelle: colourbox.com

Newcomer des Jahres

Das Leonkoro Quartett spielt Schumann und Ravel (Label: Mirare)
Empfehlung von Bernhard Neuhoff: Er leitet die Redaktion Aktuelles und Magazine bei BR-KLASSIK.

CD-Cover Leonkoro Quartett | Bildquelle: Mirare Bildquelle: Mirare Diese vier Musiker spielen hemmungslos romantisch und schlank zugleich, voll drin im leidenschaftlichen, erregten Erzählen, in der Körperlichkeit dieser Musik, die seufzt und singt und deklamiert und sich reinsteigert in die großen Gefühle. Aber sie werden nie dick im Klang. Das ist wirklich exzellent – ein Wurf, eine der schönsten Aufnahmen von Schumanns A-Dur-Quartett.
Man kann sicher sein: Die vier Musiker des Leonkoro Quartetts werden in der Klassikwelt berühmt.

Repertoire-Entdeckung des Jahres

Kammermusik von Henriette Bosmans und Fania Chapiro (Label: Fineline)
Empfehlung von Meret Forster: Sie leitet die Redaktion Musik und Konzerte bei BR-KLASSIK.

CD-Cover – "Forgotten Voices Rediscovered": Kammermusik von Henriette Bosmans und Fania Chapiro | Bildquelle: Fineline Bildquelle: Fineline Zwei Frauen, deren Tun und Wirken in Vergessenheit geraten sind: Fania Chapiro und Henriette Bosmans. Sie entstammen niederländisch-jüdischen Familien, überleben den Holocaust, spielen ausgezeichnet Klavier und komponieren. Kammermusik der beiden Komponistinnen ist auf dem Album "Forgotten Voices Rediscovered" zu entdecken – vorbildlich interpretiert vom Brundibár Ensemble. Die Musiker und Musikerinnen spielen leidenschaftlich aufbrausend, rhythmisch prägnant und innig verträumt zugleich. Damit machen sie auf zwei außergewöhnliche Musikerinnen aufmerksam, deren Biografien durch die Verfemung jüdischer Künstlerinnen und Künstler im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt und deren Wirken fast vergessen wurde.

Alte Musik

Monteverdi: Vespro della beata Vergine (Label: Harmonia Mundi)
Empfehlung von Oswald Beaujean: Er leitet den Programmbereich BR-KLASSIK.

CD-Cover Monteverdi Marienvesper | Bildquelle: harmonia mundi Bildquelle: harmonia mundi Raphaël Pichon und das Ensemble Pygmalion realisieren Monteverdis Meisterwerk atemberaubend. Fantastische Solisten, ein absolut homogen klingender Chor, perfekt musizierende Instrumentalisten: Diese Aufnahme lässt wirklich keinen Wunsch offen. Pichon erweist sich auch damit als einer der hochinteressanten Dirigenten der jüngeren Generation. Die interpretatorischen Lösungen, die die "Marienvesper" jedem Dirigenten abverlangt, eröffnen bei ihm einige überraschend neue Perspektiven, sind aber immer überzeugend.

Chor

Jordi Savall dirigiert Mozarts Requiem (Label: Alia Vox)
Empfehlung von Bernhard Neuhoff: Er leitet die Redaktion Aktuelles und Magazine bei BR-KLASSIK.

CD-Cover Mozart Requiem | Bildquelle: Alia Vox Bildquelle: Alia Vox Es ist sein letztes Werk: Wolfgang Amadeus Mozarts "Requiem" ist von Legenden umwoben. Hatte er Todesahnungen? Wer war der geheimnisvolle Bote, der es in Auftrag gab? Der katalanische Dirigent Jordi Savall hat gerade eine Neueinspielung veröffentlicht. Anders als manche Originalklang-Dirigenten verwechselt Savall Durchsichtigkeit nicht mit blutleerem Gesäusel. Sein Chor erzählt drastisch von Höllenqualen und Erlösung, sein Orchester spielt, je nachdem, mit Zärtlichkeit und mit Verve. Dabei absolut klar und direkt. Eine herausragende Aufnahme.

Oper

Christophe Rousset dirigiert Spontini: "La Vestale" (Label: Palazzetto Bru Zane)
Empfehlung von Volkmar Fischer: Er ist Opernredakteur bei BR-KLASSIK.

CD-Cover – Gaspare Spontini: "La Vestale" mit Christophe Rousset | Bildquelle: Bru Zane Bildquelle: Bru Zane Dass Beethoven und Wagner zu den Bewunderern Spontinis zählten, verwundert nicht – an der musikalischen Qualität der "Vestalin" braucht niemand zu zweifeln. Was akustische Bildhaftigkeit und musikalische Raumorganisation anbelangt, ist Spontini der unmittelbare Wegbereiter für Hector Berlioz. Die Musikerinnen und Musiker des Ensembles Les Talens Lyriques sind souveräne Leistungsträger für die clevere Effektdramaturgie der Partitur. Nicht nur, aber auch dort, wo das klingende Geschehen spektakulär wird. Wer sich auf dieses Doppel-Album einlässt, lernt viel über die Romantik französischer Spielart. Und wird vielleicht noch mehr Wiederentdeckungslust verspüren.

Vokal

Magdalena Kožená – Folk Songs (Label: Pentatone)
Empfehlung von Fridemann Leipold: Er ist Musikredakteur bei BR-KLASSIK und betreut dort das Ressort Symphonik.

CD-Cover: Magdalena Kožená – Folk Songs | Bildquelle: Pentatone Bildquelle: Pentatone Sir Simon Rattle, seit Beginn der laufenden Saison Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hat mit seiner Frau, der Mezzosopranistin Magdalena Kožená, Volkslieder aus aller Welt eingespielt. Ein Klassiker des Genres darf da natürlich nicht fehlen: 1964 hat Luciano Berio für seine Frau Cathy Berberian die multikulturellen "Folk Songs" geschrieben. Außerdem auf dieser CD: Lieder mit volksmusikalischem Hintergrund von Bartók und Ravel. Eine echte Entdeckung sind die "Cincos canciones negras" des Katalanen Xavier Montsalvatge. Wie sich Magdalena Kožená da im Habanera- Rhythmus wiegt und zum Schluss eine fetzige Rumba hinlegt – das ist große Gesangskunst und absolut unwiderstehlich!

Symphonik – 1

Mozart – The Beginning and the End (Label: Aparté)
Empfehlung von Bernhard Neuhoff: Er leitet die Redaktion Aktuelles und Magazine bei BR-KLASSIK.

CD-Cover: Mozart – "The Beginning and the End" - mit Il pomo d'oro | Bildquelle: Aparté Bildquelle: Aparté Der junge russische Pianist und Dirigent Maxim Emelyanychev gilt in der Klassikszene derzeit als kommender Star – und als Spezialist für Mozart. Mit seinem Originalklangensemble hat er jetzt eine Gesamteinspielung aller 41 Symphonien von Mozart begonnen. Auf dem ersten Album sind der Anfang und das Ende der Geschichte zu hören: Die erste und die letzte Symphonie.
Bei den meisten Wunderkindern verschwindet irgendwann das Wunder, und der Mensch bleibt übrig. Manche werden große Künstler - Emelyanychev ist einer.

Symphonik – 2

Kirill Petrenko dirigiert Schostakowitsch (Label: Berliner Philharmoniker Recordings)
Empfehlung von Fridemann Leipold: Er ist Musikredakteur bei BR-KLASSIK und betreut dort das Ressort Symphonik.

CD-Cover: Kirill Petrenko dirigiert Schostakowitschs Symphonien Nr. 8-10 | Bildquelle: Berliner Philharmoniker Recordings Bildquelle: Berliner Philharmoniker Recordings Die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Kirill Petrenko haben die Corona-Krise kreativ genutzt: Zunächst ohne Publikum, dann mit reduzierter Besucherzahl und schließlich wieder vor ausverkauftem Haus haben sie Schostakowitschs Symphonien 8, 9 und 10 aufgeführt – und jetzt bei ihrem Eigenlabel veröffentlicht. Mit großem Einfühlungsvermögen bis hin zur Identifikation mit dem Komponisten gibt Petrenko der unsagbaren Trauer dieser Musik Raum. Und das Pathos zügelt er gekonnt – bei ihm ufert nichts aus, da ist alles auf den Punkt gebracht. Keine Frage: Kirill Petrenko ist ein exemplarischer Schostakowitsch-Dirigent.

Klavier – 1

Víkingur Ólafsson spielt Bachs "Goldberg-Variationen" (Label: Deutsche Grammophon)
Empfehlung von Bernhard Neuhoff: Er leitet die Redaktion Aktuelles und Magazine bei BR-KLASSIK.

CD-Cover: Vikingur Olafsson spielt Bachs Goldberg-Variationen | Bildquelle: Deutsche Grammophon Bildquelle: Deutsche Grammophon Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson zeigt mit seiner Einspielung von Bachs "Goldberg-Variationen", wie man diese Stücke neu zum Leuchten bringt. Mit seinem feinen Anschlag hebt er aus den perlenden Läufen und Figuren wechselnde Muster hervor. So wirkt sein Spiel bei aller Leichtigkeit absolut wach und enorm geistesgegenwärtig. Olafsson zaubert mit den Fingerspitzen, verfügt über "Fifty Shades of Pianissimo" und ist doch alles andere als ein Säusler. Und wenn er auch eine ansteckende Freude an pianistischen Effekten hat, so sind seine spielerischen Launen doch nie effekthascherisch. Im Gegenteil: Sie machen Strukturen hörbar.

Klavier – 2

Yulianna Avdeeva – "Resilience" (Label: Pentatone)
Empfehlung von Meret Forster: Sie leitet die Redaktion Musik und Konzerte bei BR-KLASSIK.

CD-Cover – Yulianna Avdeeva: "Resilience" | Bildquelle: Pentatone Bildquelle: Pentatone Yulianna Avdeeva spielt hier Musik von Szpilman, Schostakowitsch, Weinberg und Prokofjew – Komponisten, die sich alle auf jeweils unterschiedliche Art und Weise in schwierigen und instabilen Zeiten behauptet haben, nicht zuletzt mit ihrem bedingungslosen Fokus auf die Musik. Daher der Albumtitel: "Resilience". Yulianna Avdeeva erkundet den intensiven Spannungsbogen der Stücke detailgenau und mit unglaublich differenziertem Anschlag und Klang. Sie stellt sich konsequent in den Dienst der Musik, spielt ganz unprätentiös mit energievollem Drive und zugleich mit Innigkeit.

Kammermusik – 1

Antje Weithaas und Dénes Várjon spielen Beethoven-Sonaten (Label: CAvi)
Empfehlung von Meret Forster: Sie leitet die Redaktion Musik und Konzerte bei BR-KLASSIK.

CD-Cover: Antje Weithaas und Denes Varjon spielen Beethoven (Folge 2) | Bildquelle: CAvi Bildquelle: CAvi Diese Aufnahme ist nicht nur für Kammermusikfans ein Muss. Vielleicht, weil sie sich so überzeugend an dramaturgischen Gesichtspunkten und am Charakter der Stücke orientiert und nicht an der chronologischen Abfolge. Diese zweite Folge der in drei Etappen geplanten Gesamteinspielung lässt jedenfalls spüren, wie authentisch und ohne jegliche Allüren eine zeitlos packende Musik erkundet und zum Klingen gebracht werden kann. Das ist schlichtweg faszinierend. Und die Frage, ob es noch eine weitere Gesamteinspielung braucht oder nicht, hat sich bei diesem Duo erübrigt.

Kammermusik – 2

Hilary Hahn spielt die Sonaten von Eugène Ysaÿe (Label: Deutsche Grammophon)
Empfehlung von Fridemann Leipold: Er ist Musikredakteur bei BR-KLASSIK und betreut dort das Ressort Symphonik.

CD-Cover: Hilary Hahn spielt die Sonaten von Eugène Ysaÿe | Bildquelle: Deutshe Grammophon Bildquelle: Deutshe Grammophon Hilary Hahns Ysaÿe-Album ist ein starkes künstlerisches Statement. Mit Verve stürzt sie sich in Ysaÿes Zyklus, berühmt für seinen kompositorischen Rang, berüchtigt für seine Fingerakrobatik.
An ihrer furiosen Interpretation imponieren nicht nur die technische Meisterschaft, die dynamische Bandbreite und die riesige Ausdruckspalette, sondern auch ihr Mut, sich zu entäußern und auch mal auf den reinen Schönklang zu verzichten.
Keine Frage: Hilary Hahn ist schon eine Klasse für sich.

Zeitgenössische Musik – 1

Hans Abrahamsen: "Left, Alone" (Label: Winter & Winter)
Empfehlung von Kristin Amme: Sie ist Redakteurin bei BR-KLASSIK und betreut den Bereich "Zeitgenössisches"

CD-Cover – Hans Abrahamsen: "Left, Alone" | Bildquelle: Winter & Winter Bildquelle: Winter & Winter Seit seiner Geburt kann der dänische Komponist Hans Abrahamsen die rechte Hand nur eingeschränkt nutzen: zwei Finger funktionieren, der Rest nicht. Da liegt ein Klavierkonzert für die linke Hand potentiell nahe. Ebenso der Name: "Left, alone".
Tamara Stefanovich hat dieses Konzert, das Alexandre Tharaud 2016 uraufgeführt hat, neu eingespielt – und jeder ihrer Töne trifft ins Schwarze. Eine Musik, die nur von einem Komponisten kommen kann, der ausschließlich mit der linken Hand spielt. Interpretiert von einer Pianistin, die zur Riege der Besten gehört.

Zeitgenössische Musik – 2

Thomas Larcher: The Living Mountain (Label: ECM)
Extra-Empfehlung von Meret Forster. Sie leitet die Redaktion Musik und Konzerte bei BR-KLASSIK.

CD-Cover: Thomas Larcher: "The Living Mountain" | Bildquelle: ECM Bildquelle: ECM Elementar, archaisch, zugleich zerbrechlich und fein ist die Musik des Tiroler Komponisten Thomas Larcher auf diesem Album, dessen Titel "The Living Mountain" auf die Erinnerungen der schottischen Autorin Nan Shepherd zurückgeht. Lachers gleichnamiges Stück für Sopran und Ensemble mag eine Hommage an die Berge sein, die ihn seit Kindheitstagen umgeben. Dennoch ist es keine Landschaftsbeschreibung oder Programmmusik. Das gilt auch für den intimen Liederzyklus und das energetische Stück "Ouroboros" für Cello und Kammerorchester auf dieser CD. Es bleiben wunderbar rätselhafte, überraschende und existentielle Hörerlebnisse.

Kommentare (1)

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Sonntag, 10.Dezember, 02:26 Uhr

Luca Ronconi

Leider nicht nachvollziehbar

ist für mich das Lob für die Mozart-Einspielungen von Emelyanychev. Der Sound ist verwaschen, der kuriose Nachhall verstärkt das noch, die Interpretation wirkt glatt, wie in Watte gepackt und verweichlicht. Alles sehr brav und unaufgeregt, ohne Abgründe, und mit einer Tempo-Dramaturgie, die zum Mittelmaß neigt. Wie ohne größeres Nachdenken vom Blatt gespielt. Ich dachte, spätestens seit Harnoncourt sei man längst über solche Mozart-Spielweisen hinweg - offenbar habe ich mich getäuscht. Zudem habe ich den Eindruck, dass hinsichtlich der musikalischen Qualität der Musiker durchaus Luft nach oben ist. Emelyanychev ist sicher ein sympathischer Mensch, aber diese Mozart-Aufnahmen sind keine Großtaten, sondern wirken wie etliche andere aus der aktuellen Originalklangecke, wo es mitunter einen erstaunlichen Hang zu Biederkeit und Angst vor großen Gefühlen gibt und wo alle Ecken und Kanten gemieden werden.

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