Diesen Erfolg hätte sie sich nie träumen lassen: Blues-Sängerin Bessie Smith stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Mit ihrer Version des "Down Hearted Blues" aus dem Jahr 1923 sichert sie sich ihren Platz in der Jazzgeschichte.
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Nur mit Stimme und Klavier hat Bessie Smith mitten ins Herz getroffen. Die Mittel sind einfach und doch drückt Bessie Smith damit so viel leidenschaftliche Sehnsucht aus, so viel Melancholie, die durch den Blues aber auch immer die richtige Prise Groove bekommt. "But it's hard to love someone – When that someone don't love you – I'm so disgusted, heartbroken too – I've got those downhearted blues." So lauten die ersten Zeilen des "Down Hearted Blues", mit dem sie Geschichte geschrieben hat.
Wir dachten, es hätte sich totgelaufen, aber es war Bessies erste Platte, und sie verkauften davon 780 000 Exemplare.
Der Song "Down Hearted Blues" stammt eigentlich von der Bluessängerin Alberta Hunter. 1906 hat sie ihn auf Papier gebracht und 16 Jahre später mit einer Band auf Platte festgehalten. Die Melodie hatte sie eigenen Schilderungen zufolge aber bereits schon einige Jahre im Kopf: "Ich war noch nicht elf, als ich anfing, 'Down Hearted Blues' zu schreiben, kurz bevor ich von zu Hause weglief. Später nahm ich das Stück dann bei Paramount auf, und es war ein riesiger Erfolg." Aber als Alberta Hunter Jahrzehnte später über den Blues und ihre Urheberschaft dieses großen Hits spricht, hebt sie die Interpretation ihrer Kollegin Bessie Smith besonders hervor: "Bessie machte eine Platte davon, als es schon von fast allen Firmen aufgenommen war und als es sogar schon die Walzen der elektrischen Klaviere spielten. Wir dachten, es hätte sich totgelaufen, aber es war Bessies erste Platte, und sie verkauften davon 780 000 Exemplare."
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Bessie Smith - Down Hearted Blues (Audio)
Bessie Smiths Version des "Down Hearted Blues" erscheint 1923 gekoppelt mit dem "Gulf Coast Blues" auf einer Schellackplatte der Firma Columbia. Als ihre Berufsbezeichnung ist auf dem Etikett "comédienne" angegeben. Zu deutsch: Komödiantin, Schauspielerin. Die Aufnahme verkauft sich besser als je eine Blues- oder Jazzplatte zuvor, über zehnmal so oft wie der "Crazy Blues" von Mamie Smith, der 1920 die Welle schwarzer Bluessängerinnen angestoßen hatte. Sogenannte "Race Records", speziell für afroamerikanische Käufer produzierte Schallplatten, wurden nun ein großes Geschäft.
Bessie Smith | Bildquelle: Bat Orkhon (via YouTube) Hätte Bessie Smith sich diesen Erfolg jemals träumen lassen? Ihr Leben beginnt jedenfalls alles andere als glanzvoll. Sie kommt aus ärmsten Verhältnissen. Die Eltern sterben früh, die Versorgung der Familie übernimmt die ältere Schwester. Schnell muss Bessie mit Straßenmusik Geld sammeln, um ihre Geschwister zu unterstützen. Der erste Schritt auf ihrer Karriereleiter. Denn sie schafft es noch bis ganz nach oben. Frank Walker, der Talentscout der Plattenfirma Columbia, wurde Bessie Smiths Plattenmanager. Sie war 28 Jahre alt, als sie sich trafen. Walker erinnert sich: "Das Mädchen sah wie alles Mögliche aus, bloß nicht wie eine Sängerin. Sie wirkte wie siebzehn, war groß und dick und hatte eine Todesangst – einfach fürchterlich! Aber all das vergaß man, wenn man sie singen hörte, denn wenn Bessie Blues sang, meinte sie es auch so." Und dann ein Ende, das für Bessie Smith viel zu früh kommt: mit nur 43 Jahren stirbt sie bei einem Autounfall. Geblieben ist ihre Musik.
2. Februar 2023 BR-Klassik, 23.05 – 0.00 Eine Chronik des Jazz (25) von Marcus Woelfle mit Benedikt Schregle: „Down Hearted Blues“ - Aufnahmen von Januar und Februar 1923
12. Februar.2023 Bayern 2, 0.03 - 2.00 radioJazznacht mit Marcus Woelfle: „Memories of You“ - Zum 40. Todestag des Pianisten und Komponisten Eubie Blake
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